Silverbacks – Fad

Silverbacks
(c) Phil Smithies

Von der extensiven Vinyl-Sammlung ihres Vaters inspiriert, gründeten die Brüder Daniel und Kilian O’Kelly eine Band. Im College in Dublin lernten sie Emma Hanlon und Peadar Kearney kennen, der Kontakt zu Gary Wickham wurde schließich bei einem Wilco-Konzert geknüpft. Silverbacks, so der Name der gemeinsamen Band, haben mit dem smooth-experimentellen Indie-Sound der US-Amerikaner allerdings herzlich wenig zu tun. Stattdessen docken die Iren im No Wave-Bereich an – Punk-Reste, Post-Punk-Vorboten, Art und Noise begleiten das Debütalbum „Fad“.

Der furztrockene Opener „Dunkirk“ führt in die richtige Richtung. Ein wenig Bass und Schlagzeug, Aufbruchsstimmung suggerierend, rumpeln durch die Landschaft, dazu kommt ein zittrig singendes Finsterriff. Daniel O’Kelly spricht und flüstert mehr, als er singt, erst Richtung Fast-Refrain wird es lauter und zwingender. Auf diesen im besten Sinne verstörenden Anti-Punk-Track folgt eine kleine Referenz an das Ende des britischen Boom in Form von „Pink Tide“. Hier lassen sich einige Merkmale der Spät-70er erkennen, mit etwas Beton vermischt und Stahlkanten verfeinert. Und doch schimmern gewisse Harmonien durch.

Eine gewisse Unberechenbarkeit, fast schon Unnahbarkeit begleitet diese 35 Minuten. „Just In The Band“ bemüht sich im Langformat – für Silverbacks sind das vier Minuten Spielzeit – um ordentlich strukturiertes Riffing, um eingängigen Post-Punk, um sperrige Harmoniebögen. Ob das gelingt, liegt letztlich im Auge des Betrachters. Dort lauert bereits die Simpsons-Referenz „Fad ’95“, ein finster fummelndes Stolpern durch Art Noir. Ein paar Türen weiter versucht sich „Last Orders“ am Gummitwist mit nihilistischem Bounce, während „Klub Silberrücken“ Bassistin Emma Hanlon etwas mehr Platz für ihre glockenhellen Gesangskünste einräumt.

Nun steht der arme Tor verwirrt da und fragt sich, was gerade passiert ist. Kompromisslose Finsternis ist das Portal zu einem kauzigen, betont unnahbaren Einstand, der dennoch in manchen Momenten tanzbar bis eingängig wird. „Fad“ spielt sich irgendwo zwischen Art-Experimenten und Post-Emotionalität ab, eine Meditation über Hoffnungslosigkeit und verrauchte Clubs. Silverbacks geben sich komplett anti und nehmen doch mit. Lässt man sich von kuriosen Experimenten und Zwischenspielen sowie ermattenden Verschnaufpausen nicht ins Bockshorn jagen, lauert ein von vorne bis hinten spannendes Werk, welches die kauzige Seite von Idles, Shame und Konsorten in Fast-Hits schnürt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.07.2020
Erhältlich über: Central Tones Records (Cargo Records)

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