Bronson – Bronson

Bronson
(c) Gian Galang

Vor sechs Jahren trafen sich die beiden Odesza-Mitglieder Harrison Mills und Clayton Knight sowie Tom Stell von Golden Features bei einem australischen Musikfestival. Gegenseitige Bewunderung führte zu einem gemeinsamen Projekt, man blieb lose in Kontakt und schickte sich Musik hin und her. 2018 zog man sich schließlich für eine Woche in eine abgelegene australische Region zurück, um als Bronson konzentriert zu arbeiten. Nun ist das gemeinsame Debütalbum da, heißt so wie das Projekt, und bewegt sich in angenehm verschiedenartigen elektronischen Gefilden von gefühlvoll bis schroff.

Es ist die Vielfalt, die Abwechslung, die diese Platte so spannend macht. Da wäre beispielsweise ein brutales Gerät wie „Blackout“, dessen wüster, technoider Ansatz in manchen Momenten entfernt an The Chemical Brothers erinnert. Selbst ein kurzweiliger, atmosphärischer Einschub ändert nichts an der schieren Wucht dieses Exkurses. Das krasse Gegenteil folgt sogleich, denn „Dawn“ zählt zu den feinsinnigsten, poppigen Momenten dieses Einstands. Die Vocals kommen von Totally Enormous Extinct Dinosaurs, der sich immer noch aus seinem langen Winterschlaf herausarbeitet. Deepness und Melancholie geben sich die Klinke in die Hand, die Gesangsbreaks gehen mit ihrem butterweichen Ansatz unter die Haut. Und dann geht die elektronische Sonne auf.

Gegensätze machen dieses Album zum Winner. lau.ra taucht in „Heart Attack“ auf und liefert einige zarte, verspielte Zeilen, bevor ein wuchtiger Beat den Track in deutlich härtere Gefilde entführt. Im Gegensatz dazu versucht sich „Tense“ an Breakbeat-artigen Konstrukten, nur um vom unwahrscheinlich lauten, beinahe noisigen „Tense“ an die Wand gedrückt zu werden. Was ist denn hier bloß explodiert? Zur Entspannung lädt sich „Know Me“ den RnB-Sänger Gallant ein und lässt sich durch endlose Weiten treiben. Wieder eine Tür weiter steuert „Call Out“ auf himmlische Momente nebst verschachteltem Ansatz zu.

Bronson lassen sich auf „Bronson“ nicht so 100%ig festlegen, und gerade das macht die Qualität dieser gemeinsamen Platte aus. Beide Seiten bringen ihre Stärken ein und schalten scheinbar mühelos von beinahe poppigem Ansatz zu technoiden Frontalangriffen zu gefühlvoll-wuchtigem Deep House um. Zudem sind die einzelnen Tracks richtig gut, alleine schon das überlebensgroße Finale „Dawn“. Mills, Knight und Stell verpassen verschiedenen Ausprägungen elektronischer Musik einen hochgradig emotionalen Tritt in den Allerwertesten. Und die Arme wandern automatisch – und verdient – gen Himmel.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.08.2020
Erhältlich über: Ninja Tune (GoodToGo)

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