Oceanator – Things I Never Said

Oceanator
(c) Alex Joseph

Kann Liebe immer über die dunkelsten Momente des Lebens siegen? Das ist eine der Fragen, mit der sich Elise Okusami auf ihrem Debütalbum als Oceanator auseinandersetzt. Die New Yorker Singer/Songwriterin bemüht sich um Offenheit und setzt sich direkt mit ihren Ängsten, mit Zweifeln, mit Sorgen auseinander. „Things I Never Said“ befasst sich mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens und nimmt physische sowie emotionale Einsamkeit als Eckpfeiler für Abhandlungen über das Hier und Jetzt.

Linear ist nichts an dieser Präsentation, das äußert sich auch in der Musik. „A Crack In The World“ strahlt wohlige Unruhe aus mit einer klassischen Alternative-Rock-Gitarre und Okusamis fordernder, dennoch unaufgeregter Stimme. Der Weg Richtung Rock Bottom scheint zu winken, und so fällt der Track nach und nach im schleppenden Midtempo auseinander, während die Protagonistin beschwört, dass sie ihr Bestes versuche. „Heartbeat“ wirkt wie die passende musikalische Antwort darauf. Der flotte, angenehm hektisch angeschlagene Power-Pop-Track gibt sich nervös und hibbelig, durchaus sonnig und unverschämt eingängig. Von bewegenden Gefühlswelten – es geht um die Nähe zu einer geliebten Person – umgarnt, schraubt sich dieses sympathische Kleinod stets in neue Höhen.

Derlei Hochstimmung bleibt selbstverständlich nicht erhalten, und so trägt „The Sky Is Falling“ die obligatorische Schattenseite bereits im Titel. Bleierne Schwere, dezente Grunge-Untertöne und mächtig Distortion wagen den Kampf mit sich ausbreitender Depression. Dabei kann es nur Verlierer geben, so stark der Song auch ist. Im überlangen „I Would Find You“ tauchen mittendrin bewegende Synthie-Teppiche auf, frühlingshaft und verwaschen, zwischen Euphorie und Absturz verhaftet – vielleicht die passende Überschrift für diese Platte. Schließlich wagt sich Okusami im abschließenden „Sunshine“ nach draußen und akzeptiert ihre Einsamkeit. Schlechtere Tage werden unweigerlich kommen, und doch regiert die Zuversicht, diese überwinden zu können.

„Things I Never Said“ vertont schwere Kost, ohne sich davon komplett zerbrechen zu lassen. Die Hoffnung auf bessere Tage und das Wissen, dass es aufwärts gehen wird, sind omnipräsent, geben sich die aufmunternde Kante selbst inmitten größter Verzweiflung. Alleine schon textlich wäre das Oceanator-Debüt eine tolle Platte, gemeinsam mit den hochgradig abwechslungsreichen Arrangements zwischen vorwitzigem Power-Pop, Grunge-Schwere und Alternative-Geschrammel blühen diese jedoch noch weiter auf. Mutig, bewegend und richtig stark – ein mehr als gelungener Einstand für Okusami.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.08.2020
Erhältlich über: Big Scary Monsters (The Orchard)

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