Index For Working Musik – Which Direction Goes The Beam

Index For Working Musik
(c) Steve Gullick

Was ist Post Punk eigentlich? Wie viel kann ein bewusst sehr offen gehaltenes Genre ‚ertragen‘? Index For Working Musik stellen diese Fragen vielleicht nicht direkt, versuchen sie jedoch mit ihrer Musik so einigermaßen zu beantworten. Das Quintett aus London reißt vermeintliche Limitierungen auf kunstvolle Weise ein und betrachtet deren längst gänzlich zersplitterten Urformen mit einem breiten Grinsen. War der Erstling noch von Ambient-Versuchen und düsterer Lautmalerei bestimmt, so findet „Which Direction Goes The Beam“ sehr langsam – und alles andere als sicher – zu so etwas wie dem Songformat.

Klassischen, hymnisch-verstörenden Post Punk darf man sich also nicht erwarten, wohl aber immerhin den einen oder anderen Versuch, die unorthodoxe Präsentation in semi-geregelte Bahnen zu lenken. Das hibbelige, schrammelnde „2×1“ schafft exakt das tatsächlich, wenngleich die omnipräsente Hektik des Songs – abgefuckte Zerstörungswut nebst verwaschener Eingängigkeit – mindestens so viel Freude bereitet wie die kontinuierliche Aufbauarbeit von „X Says“, die im Endeffekt ohne konkretes Ergebnis bleibt. In drei nervösen, schwer greifbaren Minuten sucht das britische Quintett nach dem Momentum und scheitert beinahe daran.

Ganz so hektisch und angestrengt geht es aber nicht immer zu. So dehnt „Purple Born“ die eigene Klangvision gleich auf acht Minuten aus und lässt sich durch ein bestenfalls assoziativ gestaltetes Arrangement treiben. In diesem nahezu meditativen Zustand verharren Index For Working Musik mit erstaunlichem Fokus, intensivieren erst spät und lassen doch mit Fragen zurück. Das treibt „Halb Leib I“ auf die Spitze, lässt Neubauten einstürzen und bemüht sich um eine bizarre Klangcollage, eine ellenlange Abhandlung über ein verstörendes Motiv; Ergebnis: offen. Die konkrete und doch legere Präsentation von „Fog (You Just Don’t Know)“ mag es perkussiv, fast jazzig, nimmt nur langsam so etwas wie Fahrt auf und bricht zusammen, bevor man selbst zusammenbricht.

Hier von einer Herausforderung zu sprechen, wäre mit Sicherheit untertrieben. „Which Direction Goes The Beam“ ist der nächste Frontalangriff auf Erwartungen und Hörgewohnheiten, der sich eigentlich von hinten anschleicht, fest umklammert und diese eigenwillige Taktik wechselweise bekömmlich und möglichst verstörend, abweisend gestaltet. Post Punk dient Index For Working Musik im besten Fall als initialer Impuls, bevor sich die Vorzeichen sukzessive verschieben und sich selbst ein Bein stellen. Einzelne konkrete Songs und ellenlange, faszinierende Collagen schwenken den Mittelfinger und verbrennen die Lederjacke. Und doch klingt das UK-Quintett eingängiger denn je – bizarr, paradox und doch so für sich einnehmend.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: Tough Love Records (Cargo Records)

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