beabadoobee – Fake It Flowers

beabadoobee
(c) Callum Harrison

Mit ihren DIY-Songs aus dem Schlafzimmer trifft Vokal-Sammlerin beabadoobee den Puls der Zeit. Bea Kristi ist erst 20 Jahre alt, sammelt aktuell Newcomer-Auszeichnungen wie andere Panini-Aufkleber und konnte als Support von The 1975 zuletzt sogar bereits auf der ganz großen Stadionbühne spielen. Nach zwei EPs präsentiert die Britin nun ihr Debütalbum. „Fake It Flowers“ bietet einen (falschen?) Strauß kleiner Indie Pop/Rock-Perlen, welche die erstaunliche Frühform und sämtliche Vorschusslorbeeren ganz entspannt bestätigen.

Das eröffenende „Care“ gibt sich souverän, selbstbewusst und zeigt exakt, warum beabadoobee eine der Künstlerinnen der Stunde ist. Ganz neu mag der Sound freilich nicht sein – kurzweiliger, kantiger Indie Pop mit scharfen Gitarren und frühlingshafter Magie ist ein vertrautes wie kostbares Gut – dafür brennt sich der Track mit seinem gesamten Charme und dem angenehm ruppigen Solo sofort ein. Übrigens funktioniert dieses Rezept auch in reduzierteren Momenten durchaus. „Sorry“ gibt sich über weite Strecken recht reduziert und minimalistisch, arbeitet vornehmlich mit Gesang und etwas Gitarre. Hier blüht die 20jährige so richtig auf und behauptet sich auch noch dann, wenn der Rest des Arrangements zum Ende hin den Druck etwas erhöht.

Ebenso lässt sich der Sound von „Fake It Flowers“ nicht auf einen Gemütszustand festlegen. Da wäre beispielsweise „Horen Sarrison“, das ellenlange Mini-Epos mit semi-balladesken Zügen, mit ganz viel Drama und Leidenschaft. Butterweicher Gesang und eine gewisse Melancholie tragen den kurzweiligen Track auf weichen Schwingen durch erstaunliche Schwere. Hingegen erinnert „Worth It“ an die Indie- und Alternative-Welle in den frühen bis mittleren 90er Jahren, zugleich mit dem Aufkommen toller Sängerinnern (Amy Macdonald, Kate Nash) in den späten 00ern flirtend. Wieder eine Tür weiter stürzt sich der grandiose Rausschmeißer „Yoshimi, Forest, Magdalene“ in noisige, stellenweise sogar punkige Gefilde und schlägt ein wenig um sich.

Keine Stangenware bei allerlei Vertrautheit, zugleich beeindruckendes Selbstbewusstsein und ganz viel Spaß an der Musik: beabadoobee löst sämtliche Versprechen ein und bestätigt die Frühform ihrer EPs mit richtig guter Musik. „Fake It Flowers“ nimmt in den Arm und tröstet, lädt zur gemeinsamen Fahrt über den Highway ein, geht auf Partys, ätzt ein wenig und ist im richtigen Moment ernst. Um den Nachwuchs muss man sich nun wirklich keine Sorgen machen – ein mehr als gelungenes Debüt, das auch ohne Hinweis auf das Alter der Protagonistin begeistert.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 16.10.2020
Erhältlich über: Dirty Hit Records / Caroline

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