Pale Honey – Some Time, Alone

Pale Honey
(c) Ellika Henrikson

Die überaus sympathischen Pale Honey zeigen einmal mehr, dass Göteborg längst nicht nur reine Melodic-Death-Metal-Heimatstadt ist. Der Sound der Schweden wirkt im besten Sinne eigentümlich – schroffer, traumwandlerischer Alternative Rock mit deutlichem Pop- und sogar Electro-Einschlag. Für ihr drittes Album wollte das Trio so ehrlich und mutig wie noch nie sein. Eben jenes Selbstbewusstsein ist auf „Some Time, Alone“ omnipräsent.

Das erfrischende, packende Eröffnungsdoppel bringt sogleich auf die Spur. „Some Time, Alone“ beginnt mit dem Titelsong, der durchaus so etwas wie Bounce entwickelt, angenehm deep wirkt und zugleich leichtfüßig anmutet. Vergleiche mit poppigeren The Kills liegen auf der Hand, gerade in den treibenden und zugleich hibbeligen Strophen. Danach breitet „Treat You Good“ seine elektronischen Schwingen aus und drängt sogar ein wenig in Richtung New Order. Schroffe und zugleich himmlische New-Wave-Klänge zünden gleich mehrere Raketenstufen und brennen sich im Nu ein.

Kompakt, harmonisch und richtig schön groß: „Killer Scene“ macht seinem Namen alle Ehre. Wohlige Heavyness und dicke Synthie-Wellen geben sich die Klinke in die Hand, im Refrain wird es bedrohlich und angedeutet hässlich. Diese Hässlichkeit ist freilich nur musikalischer Natur, denn Pale Honey haben eigentlich ein Faible für feine Harmonien – siehe und höre unter anderem das angenehm treibende, spät rockende „Trouble Is The Only Thing I Know“ oder das herrlich verspielte, himmlische „Beat Me“.

Mit Umwegen, mehreren Anläufen und unerwartetem Brodeln basteln Pale Honey Ungewohntes, Unbequemes und zugleich hochgradig Eingängiges. Insgesamt wirkt „Some Time, Alone“ einen Hauch elektronischer, zugleich kompakter, wie aus einem Guss. Was bleibt, ist das Händchen für fantastische Melodien und bewegende Momente, die sich in manchen Songs erst nach und nach aus dem Dickicht schälen. Lauter und zugleich fragiler, druckvoller und zaghafter: Das verstärkte Selbstbewusstsein bekommt Pale Honey bestens und sorgt für eine von vorne bis hinten lebhafte, vielschichtige und – schlicht und ergreifend – wunderschöne Platte mit Suchtfaktor und Faible für das Unerwartete.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.11.2020
Erhältlich über: Bolero Recordings

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