Thelonious Monster – Oh That Monster
Bereit für ein weiteres Comeback? Für Thelonious Monster ist dies bereits die dritte Reunion. In den 80er und 90ern veröffentlichten die US-Amerikaner einige bissige Punk-Platten, tauchten unter, kamen für Live-Aktivitäten und „California Clam Chowder“, das bislang letzte Studioalbum aus dem Jahr 2004, wieder zusammen, machten abermals eine Pause bis zu einem kleinen Live-Comeback, und sind nun zurück. Wie lange dieser Zustand mit immerhin drei Mitgliedern des Original-Lineups hält, muss sich erst zeigen. Das neue Werk „Oh That Monster“ erscheint pünktlich zum Wahltag in den USA. Worum bzw. um wen es geht, liegt auf der Hand.
Reinen Punk servieren Thelonious Monster schon lange nicht mehr, das zeigt beispielsweise der Vorbote „Buy Another Gun“ recht deutlich. Sonniger Alternative Rock mit 80s- und 90s-Schlagseite trifft auf Bob Forrests gewohnt zittrige, leicht nölende Stimme. Sonnige Gitarren, ein wenig Piano und ein angenehm zwingender, zuweilen gar forscher Refrain stellen alle Zeichen auf Ohrwurm. Das durchaus epische „Sixteen Angels“ spannt den Bogen von Springsteen bis Jazz, bevor es auf eine wilde Jam-Session mit Blechbläsern und einem Hauch Prog geht – angenehm verschwitzt, schön rauchig und etwas wirr, bloß auf bekömmliche Weise.
Ihre Wurzeln hat das Quartett freilich nicht vergessen. Das eröffnende „Disappear“ rollt richtig schön giftig los. Zwischen bedrohlichen Gitarren und herrlich kaputten Vocals lassen sich gewisse Dead Kennedys-Querverweise nicht von der Hand weisen, der gefährliche Track kommt aber mindestens so gut wie die kompakte, poppige Akkordschleuder „Teenage Wasteland“. Hier besinnen sich Thelonious Monster auf die britischen Pioniere, bloß mit sonniger Cali-Färbung. So geht ein Ohrwurm. Als Abgang serviert die Band dafür das semi-akustische, verspielte „Day After Day“ sowie die cineastische Soundtrack-Nummer „The Faraway“ – sehr unerwartet und doch bekömmlich.
Klar, puren Punk darf man sich von Thelonious Monster so und so nicht erwarten, was aber auch wirklich kein Problem darstellt. Obwohl die zackigen bis bedrohlichen Nummern wirklich gut kommen, blüht „Oh That Monster“ vor allem in seinen klassischeren bis verschrobenen Rock-Momenten auf. Zwischen großer Stadionbühne, wilder Jam-Session und etatmäßiger Westküsten-Sonne bäumt sich ein unterhaltsames Spätwerk mit allerlei Ecken und Kanten auf. Wie es mit der Band weitergeht, steht freilich noch in den Sternen. In dieser Form möchte man Thelonious Monster allerdings unbedingt endgültig zurück wissen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 03.11.2020
Erhältlich über: V2 Records (Bertus)
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