LNZNDRF – II

LNZNDRF
(c) Indira Dominici

So etwas wie Stress kennen LNZNDRF nicht, obwohl sie recht spontan arbeiten. Das Quartett um Mitglieder von The National, Beirut und Grizzly Bear traf sich bereits im September 2019 zu Jam-Sessions für ein zweites Album, die in der Folgezeit bearbeitet und in kurzweilige Form gebracht wurden. Bis zum Release sollte es aber dauern, nicht zuletzt aufgrund mehrerer Verschiebungen aus bekanntem Anlass. Diese widrigen Umstände konnten „II“ allerdings nichts anhaben, denn auch fast eineinhalb Jahre nach den ursprünglichen Sessions klingt die Platte voll und ganz im Hier und Jetzt verankert.

„The Xeric Steppe“, mit annähernd acht Minuten Spielzeit – den uneditierten Original-Jam dazu möchte man sich nicht vorstellen – längster Track, eröffnet das Album. Klar, man möchte es dem Publikum nicht zu einfach machen und etwas mit den Erwartungen spielen. Die erste Hälfte wirkt nahezu statisch und nachdenklich, baut sich balladesk bis fragil auf und legt schließlich den Grundstein für monströse Wärme nebst krautiger Psychedelia. Das dürfte eigentlich nicht so gut klappen, wie es letztlich tut, zumal der Song trotz ausladender Dimensionen einfach viel zu schnell endet.

Schnell verfällt man dem eigenwilligen Charme des Quartetts, das übrigens in seinen kompakten Momenten durchaus eingängig klingen kann. Besonders gut gelingt dies „Ringwoodite“, das mit ätherischen, losgelösten Vocals über dem hibbeligen, leicht nervösen Arrangement tänzelt. Mehrere vorsichtige Explosionen spielen mit Post-Rock-Mustern, die Pluralität der Stimmen verschiebt die schroffen Gitarren zu himmlischer Eingängigkeit. Hier setzt das wuchtige „Brace Yourself“ an. Ein druckvoller Beat agiert als Motor, dahinter bäumt sich harmonische und doch treibende Magie auf. Der grandiose Rausschmeißer „Stowaway“ schießt schließlich noch einmal komplett übers Ziel hinaus, türmt mehr und mehr Spuren aufeinander – befremdlich und doch so gut.

Der LNZNDRF’sche Sound dürfte eigentlich nicht so exzellent funktionieren – das spricht ohne Frage für die prominent besetzte Band. Zwischen ausladenden, überbordenden Mini-Hymnen, spacig-krautigen Jams und hymnischer Harmonie nimmt „II“ den Rückwind des bereits unterhaltsamen Einstands mit und packt noch mal eine Schippe drauf, ohne komplett am Rad zu drehen. Das Ergebnis ist zeitlos, aufwühlend und sollte mit guten Kopfhörern konsumiert werden – eine weitere tolle Reise einer nicht minder tollen Band.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: LNZNDRF (Cargo Records)

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