Clap Your Hands Say Yeah – New Fragility

Clap Your Hands Say Yeah
(c) Ian Shiver

Desperate times und so: Seit „Upon This Tidal Wave Of Young Blood“ auf dem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2005 hat Alec Ounsworth keinen politisch motivierten Song mehr geschrieben. Bis jetzt, denn die düstere Gegenwart – besonders in seiner amerikanischen Heimat – wirkte sich auch auf die neue Clap Your Hands Say Yeah-Platte aus. Längst ist der Mastermind zum Solo-Künstler geworden und münzt diese nun uneingeschränkte kreative Freiheit in grandiose Songs um. „New Fragility“ zeigt CYHSY abermals in bestechender Form.

Einer dieser politischen Tracks ist „Thousand Oaks“, inspiriert durch den Amoklauf in einer Westernbar in der gleichnamigen kalifornischen Stadt. Die Frage nach dem Warum, nach dem Fehlen entsprechender Gun-Control-Maßnahmen und der wachsenden gesellschaftlichen Apathie ob der Häufung solcher Vorfälle zermürbt, hier in gut viereinhalb aufwühlenden Minuten kondensiert. Ounsworths charakteristische, hohe Stimme wirkt wütender als sonst. Davor eröffnet „Hesitation Nation“ das Album, eine Ansammlung hektischer, pointierter Zeilen und zermürbender Aufbruchsstimmung mit zunehmendem Fokus auf schroffe Gitarren.

Die ruhigen Momente dieser Platte sind nicht minder großartig „Went Looking For Trouble“ wächst in seinen knapp sechs Minuten immer weiter, nimmt kitschigen Streichern jegliche Peinlichkeit und gewinnt zwischendurch gerade die richtige Menge Schwung. Das abschließende, minimalistische „If I Were More Like Jesus“ bricht den Sound auf Klavier und Gesang herunter – großartig, wie auch der Titelsong. Hier setzt sich Ounsworth mit Depression, Scheidung und den Nebenwirkungen des frühen Ruhmes seiner Band auseinander, wird dabei immer lauter und forscher. Zwischendurch nimmt „CYHSY, 2005“ sogar klassische Indie-Züge an und drängt mit seinen animierten Strings in Richtung Elbow – eine weitere kuriose Randnotiz.

Federleicht und doch so bleiern fließt das mittlerweile sechste Studioalbum und zeigt Clap Your Hands Say Yeah in Bestform. Alec Ounsworth findet in den richtigen Momenten überaus deutliche Worte, von vielschichtigen und komplexen Arrangements begleitet, die doch immer wieder die perfekte eingängige Auflösung finden. Beklemmende Schönheit, aufbrausende Lebensfreude und destillierte Desillusionierung nehmen alles mit, was diese wunderbare Band seit über 15 Jahren ausmacht. So stark und mitreißend wie eh und je.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.02.2021
Erhältlich über: CYSHY / Secretly Distribution (Cargo Records)

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