Dehd – Blue Skies

Dehd
(c) Alexa Viscius

Die überaus umtriebigen, sympathischen Dehd klopfen seit geraumer Zeit an der Pforte zum großen Durchbruch. Erst 2015 gegründet, veröffentlicht das Trio aus Chicago bereits sein viertes Album. Nach dem verdient gefeierten „Flower Of Devotion“ stehen sie nun bei Fat Possum unter Vertrag, wo der pulsierende, gelegentlich verträumte Indie-Sound eine wunderbare Bühne erhält. Wie schon der Vorgänger widmet sich „Blue Skies“ Hoffnung in allen Formen, bezieht Kraft aus Rückschlägen und sucht nach lebensbejahenden Wegen nach vorne.

Oftmals kurze, knackige Tracks fliegen förmlich vorbei – siehe und höre „Bop“, das in 90 Sekunden alles sagt. Emily Kempf übernimmt den Leadgesang, Jason Balla kümmert sich um ein paar Gegenmelodien, während Eric McGrady seine Drums noch eine Spur wuchtiger spielt. Das Ergebnis klingt nach frühen The Drums mit Hoffnung. Dass „Dream On“, nun ja, deutlich verträumter rüberkommt, überrascht kaum. Shoegaze und Dream-Pop halten Einzug, zwei Stimmen suchen nach Harmonie und finden sie im scheinbaren Konflikt, der doch so eingängig rüberkommt.

„Bad Love“ platziert sich zwischen den Stühlen, beginnt recht nachdenklich und drückt schließlich das Gaspedal durch. Hibbeliges Blubbern aus der Garage – nicht zum letzten Mal flirrt die Gitarre, während der Bass prominent gurgelt – trifft auf bewegte und bewegende Zeilen, die kurz in Richtung Clap Your Hands Say Yeah andeuten. Von derlei experimenteller Sperrigkeit sind Dehd allerdings weit entfernt: „Memories“ ist das unorthodoxe Maximum, ein knapp vierminütiger Leisetreter mit Loop-artigem Drumming und nachdenklich schrubbendem Gaze. Das wunderbar getriebene, überaus eingängige „Stars“ hat hingegen durchaus Radioqualitäten.

13 Songs in 32 Minuten – es gibt keine Zeit zu verlieren. Dehds überschäumende Kreativität äußert sich ein weiteres Mal in Form einer wunderbar wechselhaften, vielschichtigen Platte, die voller Feel-Good-Momente ist, selbst wenn der Ausgangspunkt mit Nachdenklichkeit behaftet sein mag. „Blue Skies“ findet tatsächlich das Silver Lining in allen Lebenslagen, berappelt sich und umarmt die schönen Dinge des Lebens. Zudem schreibt das Trio ungeschliffene Rohdiamanten mit Hooks, mit verträumter Melodik, mit explosivem Esprit und diesem gewissen Augenzwinkern. Der nächste volle Erfolg ist der US-Band mit dieser charmanten Wohlfühlplatte gewiss.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.05.2022
Erhältlich über: Fat Possum Records (Membran)

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