Die Regierung – Da

Die Regierung
(c) Christoph Voy

Kaum ist der Motor ins Laufen gekommen, können sie nicht mehr stoppen: Die Regierung werfen momentan Platten ab wie andere Schuppen, bloß ist der musikalische Output ohne Frage um Welten bekömmlicher. Seitdem Tilman Rossmy die Reunion mit neuer Besetzung von der Bühne ins Studio transportierte, geht es im besten Sinne rund. „Da“ trägt psychedelische Züge in sich, vor allem auf textlicher Ebene, und musste erzwungenerweise durch Home-Recordings fertiggestellt werden. Das tut der Musik aber sehr gut, wie Rossmy findet. Und: stimmt auch.

Einen der schönsten neuen Tracks setzt es gleich zu Beginn, wenn „Der Witz ist“ nach kurzem Aufheulen richtig schön rumschrammelt und zugleich die Zugehörigkeit zur Ursuppe der Hamburger Schule aufs Tableau bringt. Trotzdem muss man jetzt keine Nostalgiefahrt befürchten, denn Die Regierung bemüht sich stattdessen um leichtfüßige, dezent angepoppte Lockerheit, die nur selten die Gitarren aufheulen lässt – vor allem im überlangen, herrlich durchgeknallten und doch harmonischen Finale. Viel Gefühl und ordentlich Lässigkeit geben stattdessen den Schrammelton an. Dafür empfindet man „Tiefe tiefe Liebe“ – ein angenehm jenseitig arrangierter Track, dessen eingängiger Refrain urplötzlich abhebt und sich festsetzt. Konstante Synthetisierung im Hintergrund spendet finster-charmante Verwirrung.

Überhaupt ist dieses „Da“ eine kleine Schönheit geworden, die sich gar nicht so wirklich festnageln will – typisch für die Band und doch irgendwie eigentümlich. „Mir Dir und ohne Dich“ schwimmt im klassischen Rock’n’Roll-Fahrwasser mit – ein paar Stones-Riffs sind Pflicht, die urplötzliche Echokammer deutet hingegen auf experimentellere Ansätze hin. Und, tatsächlich: Tracks wie „Die Pfade“ und „Weil morgen niemals kommt“ spielen mit Kraut- und Psychedelic-Elementen, „Lass die Gans raus“ packt abgewrackte Lässigkeit aus und „Jetzt was?“ rockt schließlich durch herrlich lautmalerische, verspielte Effektgeräte. Der Weg ist das Ziel.

Genau in dieser milden Unvorhersehbarkeit liegt der Reiz von Die Regierung, immer klar in ihrer wunderhübschen Individualität erkennbar und dabei stets weit über den imaginären Tellerrand blickend. „Da“ wagt sich weit hinaus, ohne dabei auf Archetypisches zu verzichten – eine deutliche Linie, die konsequent verwischt und neu gezogen wird, wenn man so will. Treibende Rocker, famose Pop-Ideen und krautig-selbstbewusste Sinnsuche hieven das Quintett abermals auf den imaginären Olymp – vielleicht die beste Platte seit dem Comeback.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.02.2021
Erhältlich über: Staatsakt (Bertus)

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