The Luka State – Fall In Fall Out
Vier junge Typen aus England retten die Musikwelt – ein Satz, den man in den letzten Jahrzehnten viel zu oft hörte. Tatsächlich ist das nicht der Anspruch von The Luka State – der Name ist eine Hommage an eine besonders lebenslustigen, inspirierenden Typ – es geht einfach nur um gute Gitarrenmusik. Andererseits: Was sonst soll man sich von einer Band erwarten, die sich in einer kleinen Bergbaustadt zwischen Liverpool und Manchester formierte? „Fall In Fall Out“ befasst sich mit zackigen Riffs, großen Post-Britpop-Harmonien und Beobachtungen aus dem Alltag.
Die Vorbilder sind offenkundig, der Spaß an der Musik ebenso: „Feel It“ eröffnet die Platte mit dreieinhalb zackigen, hymnischen Minuten, deren druckvoller, scharfkantiger Unterbau vor allem im packenden Refrain nach vorne drängt. Schnell sind die ersten Zeilen im Hinterstübchen verankert, wird mit wachsender Begeisterung mitgesungen. Im Anschluss erhöht „Bury Me“ die Schlagzahl deutlich und tankt sich durch das Meer alter Garage-Rock-Revivalisten, ein wenig Drama inklusive. Auf deutscher Seite weckt das Erinnerungen an die viel zu früh aufgelösten Kilians.
Und dann packen The Luka State aus dem Nirgendwo eine kleine Hymne aus, die mit viel Gefühl und treibenden Gitarren sogar ins Radio drängt. Ein „Room’s On Fire“ erinnert an die Glanzzeiten der Stereophonics, entlädt sich in aller Gemächlichkeit und brennt sich mit seinen ruppigen Harmonien ein. Ob der balladeske Titelsong „Fall In Fall Out“ notwendig war, darf zumindest bezweifelt werden – handwerklich gut gemacht und zugleich stark auf der ultrapoppigen Bastille-Schiene fahrend, aber doch mehr Zugeständnis an die Airplay-Götter. Das peitschende „Fake News“, der klassische Uptempo-Beat von „Girl“ und das mächtige, lärmende Crescendo „What’s My Problem“ rücken die Optik schnell wieder gerade.
Den einen kleinen Schönheitsfehler nimmt man locker mit, denn rundherum macht „Fall In Fall Out“ beste Laune. Zwischen The Strokes, Oasis, Supergrass und Konsorten schreiben The Luka State eine von vorne bis hinten stimmige Platte, die rein gar nichts mit falscher Zurückhaltung zu tun haben möchte und mit kratzbürstiger Eingängigkeit an die 90s- und Noughties-Barrikaden geht. Das Debüt der Briten ist ein richtig gutes Gitarrenalbum mit hörenswerten Rohdiamanten geworden, die großes Potenzial andeuten und die erstaunliche Frühform der ersten Kleinformate souverän bestätigen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: Shelter Records / BMG Rights Management (Warner Music)
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