Wavves – Hideaway

Wavves
(c) Jesse Lirola

Nathan Williams schlägt wieder Wellen, um dieses abgeschmackte Wortspiel zu bemühen. Der graduelle Wandel von Pop-Punk zu Alternative-Rock mit Indie-Färbung bekam Wavves sehr gut und erhöhte den Hitfaktor deutlich. Für das mittlerweile siebte Studioalbum bemüht der Kalifornier die Höhen und Tiefen seines Lebens, die mitunter recht extrem ausfallen. „Hideaway“ lebt von der Selbsterkenntnis, des eigenen Glückes Schmied zu sein, zugleich jedoch keinerlei Einfluss auf externe Faktoren zu haben. Der Musik hört man das bestenfalls bedingt an.

Klar, „Thru Hell“ trägt die persönliche Talsohle und die Hoffnung auf unbehagliche Akzeptanz des Selbst bereits im Titel, doch zieht der pulsierende Rocksong sehr laute, druckvolle Seiten auf. Wavves holen vertraute Surf-Vibes aufs Tableau und kreuzen diese mit Alternative-Untertönen. Gerade der wuchtige Refrain verbreitet beste Stimmung, während die kleine Noise-Abfahrt für Verwirrung sorgt. Im anschließenden Titelsong bemüht sich Williams um Selbstbestätigung mit leeren Floskeln. Der Weg ans andere Ende scheint länger und länger zu werden, die zarten Britpop-Anwandlungen werden sukzessive ins Gegenteil verkehrt.

„Hideaway“ ist abwechslungsreicher denn je geworden, und so bringt „The Blame“ tatsächlich etwas Western und Americana mit, wenngleich kompetent in den eigenen Sound eingebunden – definitiv keine Randnotiz, sondern eine mögliche Idee für die Zukunft. Hingegen wartet „Help Is On The Way“ mit allem auf, was man sich 2021 von Wavves erwartet: latente Shoegaze-Vibes in den Strophen, dicker Alternative-Chorus mit Mainstream-Potenzial, lässige Indie-Vibes rundherum und eine omnipräsente Rastlosigkeit selbst in ruhigereren Momenten. Solche hat das abschließende „Caviar“ zuhauf – fast schon seicht, sehr brav, aber auch irgendwie schön. Der beißende Uptempo-Rocker „Marine Life“ nimmt in aller Kürze sogar dezente Punk-Einsätze weg, könnte dennoch kaum weiter von den Anfängen entfernt sein.

Und so setzt sich die Metamorphose von Wavves auf bekömmliche Weise fort. Auch „Hideaway“ bringt neue Ideen ein, die auf bestehenden Konzepten aufbauen und keinesfalls das bisherige Auftreten über den Haufen werfen. Es setzt bloß einen frischen Anstrich, eine natürliche Evolution und – natürlich – zahlreiche Hits, im Großen wie im Kleinen. Während Nathan Williams weiterhin daran arbeitet, zu sich selbst zu finden, blüht seine Band ein weiteres Mal auf mit Sommersongs und emotionaler Schwere. Das passt prima ins Bild.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 16.07.2021
Erhältlich über: Fat Possum Records (Membran)

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