Press To MECO – Transmute

Press To MECO
(c) Marshall Records

Das Unterfangen Press To MECO war beinahe zum Scheitern verurteilt. Luke Caley und Lewis Williams waren frustiert und begannen an sich selbst zu zweifeln, denn während andere Bands und Weggefährten plötzlich durch die Decke ging, trat man auf der Stelle. Ein paar neue Songs sollten zeigen, ob die britische Band eine Zukunft hatte. Mittendrin musste der Tieftöner neu besetzt werden, das übernahm mit Jake Crawford ein guter Freund. Dann waren noch ein paar Aufnahmehürden zu überwinden – wenige Tage vor der Reise nach Texas ins Studio schloss Corona die Grenzen – zum Abschluss gab es sogar eine Albumverschiebung. Nun ist „Transmute“ endlich da und tatsächlich mehr als nur ein Ansporn für das Trio, weiterzumachen.

Musikalisch ging es in die Breite, wenn man so will – die Mischung aus Alternative Rock, Post-Hardcore, Emo, Prog und ein wenig Math strahlt vielfältiger denn je. Das herrlich finstere und doch kraftvolle „Smouldering Sticks“ gibt die Schlagzahl mit dreckiger Heavyness und poppigen Harmonien vor. Der erwartete Höhepunkt kommt spät, doch wenn sich der Track mit allen Ecken und Kanten öffnet, geht die sprichwörtliche Sonne auf. Ruppiger und sperriger wird es nur selten, doch „Rusty Nails“ rennt mit seinen zwischenzeitlichen Screams und Eskapaden offene Türen ein. Press To MECO verbinden Zerstörungswut mit frühen Panic! At The Disco, was prima klappt.

„Another Day“ verfügt ebenso über einen grandiosen Refrain, der alles umarmt und eine der besten Melodien der gesamten Platte abliefert, dabei aber richtig schön abgefahren und anspruchsvoll bleibt, leicht proggig und chaotisch, dennoch ultra-eingängig. In knapp vier Minuten tanken sich die Briten durch ihre gesamte musikalische Bandbreite mit eskalierendem Wahnsinn. Das wunderbar hibbelige „Sabotage“ treibt Gevatter Punk vor sich her, strahlt nervöse Energie aus und stürzt sich in eine höllische Abfahrt, die „Gold“ mit frühen Muse-Platten kreuzt. Das kommt gut und steuert schließlich auf „Baby Steps“ zu, das sich irgendwo zwischen Neo-Prog, Power-Ballade und Nu-Dynamik bewegt. Das abschließende „Hesitation“ gibt sich hingegen komplett ruhig und brav, ein beinahe versöhnlicher Abschluss.

Operation gelungen, Patient verdammt lebendig: „Transmute“ entsprang dem Mute der Verzweiflung und ist die bislang beste Platte der Briten. War es die Ausnahmesituation? Das frische Blut? Das Abfallen etwaiger kreativer Fesseln? Ist eigentlich auch egal, denn Press To MECO realisieren ihr Potenzial mit wachsender Begeisterung und sehr kurzweiligen Songs. Das Trio kann gleichzeitig sperrig und anspruchsvoll, aber auch eingängig und hymnisch klingen. Und ist zugleich eine Wundertüte, denn selbst nach mehreren Durchläufen weiß die Platte zu überraschen. Jetzt müssen sie eigentlich weitermachen, unbedingt!

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.08.2021
Erhältlich über: Marshall Records (Indigo)

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