Drug Church – Hygiene

Drug Church
(c) Drug Church

Auf „Cheer“ hielt Melodie Einzug in den Sound, nun wachsen die Songs mit: Vor dreieinhalb Jahren legten Drug Church einen kantigen und zugleich hymnischen Leckerbissen vor, der mit den Hardcore-Wurzeln zunehmend Schlitten fuhr, die Punk- und Rock-Einflüsse intensivierte. Genau das passiert nun auch auf dem Nachfolger, ohne dass dies bewusst geplant gewesen wäre. Stattdessen feilte das US-Quintett einfach weiter am eigenen Sound und spricht von einer zufälligen Schönheit, die während den Aufnahmen entstand. „Hygiene“ bietet sich für höhere Weihen an.

Und die erreichen stellenweise beängstigende Ebenen. Wie „Million Miles Of Fun“ mit einfachsten Mitteln die Entschlackung wagt und räudige Harmonien an ein manisches Leitmotiv reiht, unterhält. In 130 Sekunden ist die Show schon wieder vorbei – ein Song, wie er auch von Pabst stammen könnte. „Premium Offer“ holt sich stimmliche Unterstützung von Carina Zachary (Husbandry) und verharrt stets im ersten Gang. Aus dieser Aufbruchsstimmung entwickelt sich erstaunlich viel Dynamik, statt Abrissbirne setzt es magnetische Melodiearbeit.

Ähnliches versucht „Detective Lieutenant“, bloß dass es hier irgendwann aus Drug Church förmlich herausplatzt. Im Refrain geht der Track durch die Decke, wird laut und entstellt, während rundherum schrubbende bis klare Klänge Post-Punk-Querverweise andeuten, die keine sind. Ein weiterer Leckerbissen ist „Athlete On The Beach“, richtig schön druckvoll und mehr denn je die Regler aufs Maximum drehend. Auch hier schält sich eine weitere packende Melodie aus dem scheinbar undurchdringlichen Arrangement und beißt sich fest. „Super Saturated“ ist hieran nichts, die mächtigen Momente prasseln hernieder.

Natürlich ist „Hygiene“ kurz, viel zu kurz. Nach gerade einmal 26 Minuten klinken sich Drug Church schon wieder aus, das kann nicht reichen. Man möchte mehr von diesem Album hören, das mit einfachsten Mitteln seine kleinen Widerhäkchen ausstreut und auf unnachahmliche Weise hängen bleibt. Die musikalischen Entwicklungen auf dieser Platte waren zu einem gewissen Grad absehbar; dass die verfeinerte Mixtur allerdings dermaßen genial funktioniert, war trotzdem nicht zu erwarten. All killer, no filler – ein mächtiges Schmuckstück, an dem man sich einfach nicht satt hören kann, geschweige denn will.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 11.03.2022
Erhältlich über: Pure Noise Records (Membran)

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