Lazy Queen – A Human Reaction

Lazy Queen
(c) Stian Werme

Mit ihren kurzen Appetithäppchen machen Lazy Queen seit einigen Jahren von sich reden. Zuletzt meldete sich das norwegische Quartett vor elf Monaten mit dem charmanten „Get Home Or Die Trying“, schon geht die wilde Reise weiter. Aus Sicherheitsgründen in fragmentierten Slots für sich aufgenommen, ließ die Band ihrem Ärger freien Lauf, konnte diesen aber nicht auf vertraute Weise zum Ausdruck bringen. Also ließ man unter anderem ein wenig Elektronik Einzug halten, die sich vor allem in den Zwischenspielen von „A Human Reaction“ ausdrückt.

Rundherum setzt es mittlerweile vertraute Kost aus Alternative Rock, Punk und Power Pop, wenngleich mit ein wenig Synthetik obendrauf. „Bed/Head“ packt diese gleich ins Intro und blubbert erst einmal munter los. Nach und nach kommt die restliche Instrumentierung dazu und drängt in recht vertraute Gefilde. Kleine Muskelspiele, dicke Hooks und herrliche Harmonien geben sich die Klinke in die Hand, ein gewisser Punk-Anteil schwingt mit. Den hat auch „Alcohol“ für sich gepachtet, erhöht die Schlagzahl ein wenig und holt im Refrain erneut elektronische Untertöne hinzu für eine Hauch von Disco Ensemble, die späteren Jahre.

Ein weiterer Ohrwurm breitet sich in Form von „Detached Together“ aus, das ebenfalls neue Wege bemüht. Auch hier gibt es Synthetik zu bestaunen, zudem fällt der prägnante Basslauf positiv auf, der den Song antreibt und zugleich für einen unverschämt eingängigen, radiofreundlichen Refrain öffnet. So hooklastig waren Lazy Queen noch nie, doch steht ihnen das gut. „Leech“, der letzte reguläre Song, findet hingegen wieder zurück in die Spur des Vorgängers mit ein paar zusätzlichen Kanten, mit energischem Drive und zuckersüßer Eingängigkeit, die von schroffer Energie torpediert wird.

Das richtige Maß Weiterentwicklung in angemessener, höchst willkommener Dosierung: Lazy Queen gehen ihren Weg weiter und finden frische Ansätze in vertrautem Gewand. „A Human Reaction“ ist in vielerlei Hinsicht zutiefst menschlich, wenn es mit dem bedrückenden Status Quo umzugehen versucht. Die Hinzunahme elektronischer Elemente gelingt, weil sie nicht übertrieben wird, sondern dem ohnehin durchaus eingängigen Sound der Norweger zusätzlichen Tiefgang verleiht. In Verbindung mit einem cleveren Konzept, das sich durch die ganze EP zieht, entsteht ein mehr als würdiger Nachfolger zu „Get Home Or Die Trying“, der zu jeder Zeit fest auf eigenen Beinen steht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.03.2022
Erhältlich über: Icons Creating Evil Art (Rough Trade)

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