Two And A Half Girl – Evidence Of A Broken Mind

Two And A Half Girl
(c) Lisanne Lentink

Ihren Namen erhielten sie eher zufällig, aber das ist schon alles, was sich bei Two And A Half Girl einfach so ergab. Das niederländische Quintett versteht sich auf beißende Härte mit Gefühl und sozialem Bewusstsein, irgendwo zwischen Hardcore, Punk und Rock angesiedelt. Erst 2018 gegründet, verbrachte man die Downtime mit Streaming-Konzerten und einer EP, später mietete man sich in einem Haus am Land in Frankreich ein, um das erste Album zu schreiben und einen Teil der Instrumente aufzunehmen. Nun ist „Evidence Of A Broken Mind“ gelandet und leuchtet besonders hell.

Die Mission, Frustrationen in Positives umzuwandeln, ist ein Leitmotiv der jungen Band aus Utrecht. „70“ zählt zu den Eckpfeilern dieser Platte und spricht die fehlende Akzeptanz von Homosexualität in weltweit 70 Ländern an. Wie sich eine echte Hymne aus dem teils brachialen Hardcore-Track löst, macht Laune. Schnell wird mit wachsender Begeisterung mitgebrüllt. „Fire“ führt zunächst auf eine falsche Fährte und bezieht Kraft aus dem Understatement der Strophen. Two And A Half Girl spielen mit Reduktion und schreiben jene Art von Alternative-Überflieger, an denen sich die Guano Apes mit ihrem Comeback wenig erfolgreich versuchten.

„Black Sheep“ bemüht melodische Gemächlichkeit und semi-balladeske Strukturen, besitzt aber ebenso Mut zu Dreck und Wut. In „Eighteen Years“ springt einen der Refrain förmlich an. Ein überraschender Schritt in Richtung Pop-Punk kollidiert auf wundersame Weise mit den räudigeren Klängen rundum, während „Practice What You Preach“ den anfänglichen Hardcore-Punk-Bolzen zu einem ausgewogenen, komplexen und mitreißenden Überflieger umdeutet. In „Self Made Suffering“ schwingt stets etwas Unbequemes, Gefährliches mit. Zwischen frustrierten Shouts und mitreißendem Gesang bäumt sich das nächste Monster auf.

Letztlich birgt dieser stete Spagat hohen Unterhaltungswert in sich. DIY-Hardcore-Esprit trifft auf mitreißende Hymnen und bewegende Texte, die sich intensiv mit gesellschaftlichen wie auch mit persönlichen Problemen auseinandersetzen. Zwischen Fatalismus und Hoffnung sucht „Evidence Of A Broken Mind“ nach einem gesunden Weg in die Zukunft, von innerer Zerrissenheit und äußerem Optimismus spürbar geprägt. Das erste Album der Niederländer ist ein echtes Highlight geworden, gespickt mit großartigen Songs, greifbarer Energie und echter Spielfreude, die gerade auf der Bühne unbedingt erlebt werden will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.10.2022
Erhältlich über: Suburban Records (Membran)

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