Der Neue Planet – Area Fifty-Fun

Der Neue Planet
(c) Der Neue Planet

Wo soll es hingehen, was darf es sein? Der Neue Planet reisen mit ihrer Musik zu neuen Orten und nehmen die geneigte Hörerschaft mit. Das Kölner Quartett versteht sich auf rein instrumentale Musik, die zwar – sehr ungefähr – in Post- und Prog-Rock-Gefilden unterwegs ist, sich davon aber keinesfalls einengen lässt. Stoner- und Psych-Elemente, poppige Lounge-Momente und vorwitzige Jazz-Einschübe mischen gerne mit, was gerade auf der Bühne durchaus tanzbar werden kann. Damit es beim erhofften Live-Comeback noch bewegter vor sich geht, legen die Rheinländer nun ihr zweites Album „Area Fifty-Fun“ vor.

Eine wunderbare Kurzbeschreibung des Bandsounds steckt im Titel des Openers: „Heavy Dream Prog“ bringt die sympathische Eigenwilligkeit auf den namentlichen Punkt und reißt musikalisch gleich mehrere Bereiche an. Die bleierne Schwere mit Stoner-Untertönen ist tatsächlich vorhanden, der verspielt-verträumte Jazz-Prog ebenso, krautig-psychedelische Zwischentöne mischen wohlig mit, dann wird es schlussendlich tanzbar. Im Vergleich dazu wirkt „Area Fifty-Fun“ fast schon klar und deutlich. In vergleichsweise knappen 4:20 Minuten (hier bitte obligatorische launige Anmerkungen einfügen) tanken sich Der Neue Planet durch diverse Aggregatzustände, wobei der forsche Schluss besonderen Reiz versprüht.

„Intergalaktischer Abschlussball“ nimmt tatsächlich eine Prise Space Rock mit, die sich nahtlos in den Sound der Kölner einbettet. Die feinsinnige Gitarrenarbeit harmoniert bestens mit der luftigen und doch mystischen Präsentation, die recht prägnant agierende Rhythmusabteilung trägt ihr Übriges bei. Im großen Finale „Das Gesicht des Königs“ kommt schließlich alles zusammen. Knapp 14 Minuten lang loten Der Neue Planet Grenzen und Möglichkeiten aus. Mehrere ruhige Momente, ja sogar Bläser tauchen hier auf, diverse minimale Eruptionen tragen deutliche Post-Rock-Schlagseite, das etatmäßige Crescendo bäumt sich geschickt auf. Und doch ist selbst dieses Mammut gefühlt viel zu schnell vorüber.

Vier Songs in gut 36 Minuten – es gibt viel zu sagen, in aller Ruhe und Gemächlichkeit. „Area Fifty-Fun“ benötigt keinen fixen Kurs und lässt sich einfach treiben. Zumindest fühlt es sich so an, auch wenn Der Neue Planet zu jeder Zeit genau wissen, was Sache ist, wohin es gehen muss. Spontan und doch konzentriert, stets nach neuen Kniffen und Wendungen dürstend, tatsächlich heavy und zugleich verträumt, so präsentiert sich das zweite Album der Rheinländer. Erfrischende, durch und durch bunte, faszinierende instrumentale Kunst wärmt das Herz – der nächste Leckerbissen von diesem spannenden Himmelskörper.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.04.2022
Erhältlich über: Tonzonen Records (Soulfood Music)

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