lilabungalow – Sparks

lilabungalow
(c) Christian Seeling

Kunst ohne Krempel, so setzen sich lilabungalow mit ihrer Musik auseinander. Weitestgehend irgendwo zwischen Electro, Pop und Art verankert, bemüht sich das Erfurter Trio um eine neue Herangehensweise an ihre musikalischen Wurzeln. „Sparks“ entstand parallel zum 2020 erschienenen „Lichten“, beruht auf identen Backtracks, setzt jedoch neue Melodien ein und wechselte zur englischen Sprache. Einmal mehr interdisziplinär mit Choreographin und Video Artist entstanden, geht es um Liebeslieder, die sich von eigentlicher Romantik distanzieren und das Konzept der Liebe an sich genauer beleuchten.

Wenn lilabungalow loslegen, lassen unter anderem alt-J grüßen, zumindest in deren ruhigeren Momenten. Das Händchen für kunstvolle, minutös genaue Arrangements mit viel Bauchgefühl – ein wundervoller Widerspruch, der tatsächlich prima funktioniert – erinnert an die britischen Veteranen, doch sind die Erfurter ihr eigenes Biest. Das zeigt sich bereits im leger anrollenden Opener „Lucky“, der luftige Alternative-Pop-Sensibilitäten mit Elektronik und jazzigen Bläsern befeuert, dabei aber wunderbar tiefenentspannt bleibt. Im Gegensatz dazu wirkt der Titelsong „Sparks“ fast schon glammy, lässt verwaschene Chöre und eine kraftvolle Synthi auftreten, überhastet aber ebenfalls nichts.

In der Ruhe liegt die Kraft, das weiß das Trio ganz genau. Wie sich „Taught By Heart“ knapp sieben Minuten lang gemächlich aufbäumt und doch eine Meisterleistung wunderbarer Lockerheit bleibt, bewegt. Das Spannungsverhältnis zwischen blubbernder Percussion und zaghafter, nahezu balladesker Melodik trägt den Track, glänzt durch zarte Steigerungen und lotet diese Idee genau aus, ohne sich selbst im Weg zu stehen. Im Vergleich dazu wirkt „S.T.W.“ lebhaft, treibend, technoid. Freilich werden lilabungalow etwas lauter und eindringlicher, doch gibt es selbst im launigen Electro-Pop genug Behutsamkeit. Diese wächst im finalen „Gap In A Gap“ schließlich über sich hinaus, Stimme und Piano verschmelzen immer weiter.

„Sparks“ ist eine dieser Platten, die mit allen Sinnen erfasst werden will. Hier lässt man sich auf wunderbare Weise fallen und treibt auf einer Oberfläche des forschenden Wohlgefühls. Die stete Suche nach Liebe als Konzept und Ausdrucksform trifft auf spannende emotionale Regungen, die sich häufig nur in kleinen klanglichen Nuancen äußeren. lilabungalow lieben die Leisetreterei, bauen ihre Arrangements sorgsam auf, verweilen mit wachsender Begeisterung in einfühlsamen Ideen und lockeren Beat-Konzepten. Zeit und Raum verschwimmen, wie die Protagonisten auf dem Bild. Komplexe Unwirklichkeit in becircender Bekömmlichkeit – was für ein bewegendes Happening.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 20.05.2022
Erhältlich über: Old New Records

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