The Wombats – Oh! The Ocean

Nach gut zwanzig Jahren im Geschäft haben The Wombats endlich ihr erstes Nummer-Eins-Album im Gepäck. „Fix Yourself, Not The World“ eroberte die Spitzenposition in der britischen Heimat, während es hierzulande einmal mehr für die Top 40 reichte. Mehrere starke Tourneen und Festival-Auftritte, darunter ein aus allen Nähten platzendes Radio One Tent beim Reading Festival im Vorjahr, sprechen für die ungebrochene Popularität des Trios. Nun legen die Herren aus Liverpool einen drauf: „Oh! The Ocean“ traut sich noch mehr, klingt poppiger und verspielter, ohne sich vom bisherigen Schaffen zu distanzieren.
Eines dieser Experimente ist der Track „Kate Moss“, durchaus auf vertrauten Electro-Querverweisen aufbauend, jedoch von neuer Lässigkeit durchzogen – ein beateskes Wunderwerk mit feinsinnigen Melodien, nur einen Kunstgriff von TripHop entfernt und wunderbar erfrischend. „Sorry I’m Late, I Didn’t Want To Come“ trägt – gerade als Opener – nicht nur einen fantastischen Titel, sondern geht mit seinem Falsett sofort ins Ohr. Das erinnert schon mal an Simply Red in unpeinlich, verschmitzt und doch frei von Kitsch. Schroffe Gitarren, etwas Lo-Fi-Charme und kleine Breitwand-Einschübe kennzeichnen „The World’s Not Out To Get Me, I Am“, das kaum abwechslungsreicher ausfallen könnte.
Überhaupt versuchen The Wombats richtig viel, ohne dabei ihren Trademark-Sound zu verlieren. „Swerve (101)“ entlädt sich in mehreren kleinen Wellen, legt Spur über Spur und scheint zu leuchten, während „Can’t Say No“ ein herzhaftes ‚Ja‘ für den Ohrwurm abgibt und einen der besten Refrains des ganzen Albums aus dem Ärmel schüttelt. Danach geht „Blood On The Hospital Floor“ in bester Indie-Manier nach vorne, definitiv für das Live-Setting gemacht. Solche Energieleistungen gibt es beim Trio heute selten, wenngleich „I Love America And She Hates Me“ wie ein neuer Ansatz dieses Rezepts klingt, forsch und beatesk. Das vorwitzige Understatement von „Lobster“ rundet gekonnt ab.
Im Flug vergehen sie, diese 42 Minuten, nehmen alles mit und wirken dennoch frisch, unverbraucht. Selbst nach über zwei Jahrzehnten können sich The Wombats – zumindest teilweise – neu erfinden und weichen doch keineswegs von ihrem vertrauten Sound ab. Klar, es setzt dieses Mal deutlich mehr Pop und Experimente, überraschende Wendungen und selbst den einen oder anderen Wellenbrecher. Dennoch fügt sich „Oh! The Ocean“ nahtlos in den vielschichtigen, packenden Katalog der drei Herren aus Liverpool ein. Frisch, aufregend, etwas überraschend und eigentlich auch nicht: The Wombats setzen ihre Serie starker Platten souverän fort.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 14.02.2025
Erhältlich über: AWAL Recordings (Membran)
Website: www.thewombats.co.uk
Facebook: www.facebook.com/thewombatsuk