Blood Command – Praise Armageddonism

Blood Command
(c) Øystein Haara

Im Frühjahr 2020 befanden sich Blood Command einmal mehr auf der Suche nach einer neuen Sängerin, nachdem Karina Ljone die Band aufgrund ihrer Schwangerschaft verlassen hatte. Fündig wurde man ausgerechnet in Australien, rund 15.000 km von der norwegischen Heimat entfernt. Die ehemalige Pagan-Stimme Nikki Brumen erhielt das mit Ljone bereits komplett eingespielte Album und fand sich in den Texten sofort wieder. Logistischer Albtraum hin oder her, Brumen heuerte an, zog sogar in den hohen Norden und verpasste den Tracks ihre eigene Würze. „Praise Armageddonism“ setzt die ureigene Death-Pop-Vision konsequent fort.

„Nuns, Guns & Cowboys“ bringt den latenten Wahnsinn des Quintetts auf den Punkt. Kopfüber stürzt man sich ins Chaos mit Hardcore- und Punk-Schlagseite, das schließlich dicke, zerstörerische und irgendwie harmonische Druckwellen lostritt – ein eingängiger Chorus, so geifernd wie faszinierend. Der poppige Mittelteil als Wave-Auge des Sturms kommt ebenfalls gut. Hingegen täuscht „Burn The Blasphemer“ Stakkato-Riffing an, erinnert etwas an Kvelertak und baut schließlich mächtige, nahezu undurchdringliche Wände des puren Wahnsinns auf, so verstörend wie mitreißend. Über allem thront eine Nikki Brumen, die sich die Seele aus dem heiseren Leib brüllt.

Es geht natürlich auch anders, wie im fantastischen „The End Is Her“. Gewisse 80s-Einschläge waren bei Blood Command (und bei Pagan) immer schon dabei, doch hier kommt das hymnische Faible doppelt und dreifach durch mit einem knackigen, poppigen Refrain im Auge des Sturms. „A Villain’s Monologue“ wagt den Szenenwechsel mit kantiger Aggression, mit manischen Hardcore-Punk-Wänden … und einem weiteren fantastischen Hauptteil, so gefährlich wie eingängig. Schließlich wagen sich Blood Command in „Last Call For Heaven’s Gate“ – abermals bezieht man sich auf die „Heaven’s Gate“-Sekte, eine Art Leitmotiv bei den Norwegern – in epische Untiefen hinab. Hier landet alles in einem Track, wobei die zweite Hälfte jazzig und vertrackt anmutet, bevor die Durchsagen des Intros erneut aufgegriffen werden.

Vollkommene Übertreibung trifft packende Hooks: Auch die neuen, alten Blood Command wissen definitiv zu unterhalten. Nikki Brumen fügt sich perfekt in das Gefüge ein, die Songs fördern einmal mehr die mittlerweile vertraute, hochgradig durchgeknallte Mischung aus allerlei Genres zutage, zudem setzt es Hits und Wellenbrecher ohne Ende. „Praise Armageddonism“ schreibt das nächste kurzweilige Kapitel dieser norwegischen Saga und zerlegt vermeintliche musikalische, in diesem Fall sogar geografische Grenzen mit wachsender Begeisterung. Blood Command erreichen ein weiteres Hoch und lassen in dieser bestechenden Form auf baldige Fortsetzung hoffen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.07.2022
Erhältlich über: Hassle Records (Cargo Records)

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