Lausch – Love & Order

Lausch
(c) Lausch

Längere Studio-Pause, längere Live-Pause, aber alles andere als eine kreative Pause. Zwar machten sich Lausch in jüngerer Vergangenheit etwas rar – ihr letztes reguläres Album erschien im Herbst 2017 – doch zeigt sich ihr vertrackter, intelligenter Rock-Ansatz so energisch und kreativ wie eh und je. Das Wiener Trio ist mittlerweile bei Noise Appeal Records gelandet und präsentiert nach einigen Singles nun ihr sechstes Studioalbum. „Love & Order“ konsolidiert vertraute Stärken, die handfesten Alternative-Sound erneut in Richtung Prog und Post verschrieben, Anspruchsvolles mit Eingängigem verbinden.

Der dissonante Anfang von „Glitter, Gold & Acid“ täuscht, denn dahinter wartet ein gewohnt komplexer, schroffer und doch eingängiger Track, der sämtliche Lausch-Qualitäten in einen Song presst. Natürlich setzt es mehrere ruppige Einschübe, wo man sich möglichst selbst im Weg steht, nur um im nächsten Moment mächtige Eingängigkeit zu forcieren. Das stete Hin und Her dieser viereinhalb Minuten macht Laune, verleihen dem hymnischen und zugleich erdrückenden Track etwas Finsteres, auch wenn dieser noch so hell leuchtet. Es ist exakt diese charmante Doppelbödigkeit, die bei Lausch nicht fehlen darf.

Ähnliches darf man sich erfreulicherweise auch vom Rest der Platte erwarten. Das stete nervöse Brodeln von „Magic Wasteland“ weiß zu unterhalten. Etwas Stop & Go hier, martialische Breitseiten da, zudem ein möglichst schrilles Gitarrensolo – so könnten Muse heute klingen, hätten sie sich nicht verlaufen. „Sue Me“ fällt mit einem mächtigen Drumroll ein, deutet etwas Polyrhythmik an und sucht selbst in puristischer Heavyness mit metallischen Untertönen nach der eingängigen Dimension des Rechenschiebers. „Private Science Fiction“ krönt das Unterfangen mit konstanter nervöser Sinnsuche und einer Auflösung für die Ewigkeit.

Selbstverständlich endet dieses schillernde Wunderwerk viel zu früh, nach gut 36 Minuten, doch stimmt hier alles. An „Love & Order“ ist kein Gramm Fett zu viel dran; der Fokus auf das Wesentliche, auf musikalische Mindfucks und hymnische Einschübe bereitet beste Laune. Lausch reizen auch nach ihrer vergleichsweise langen Albumpause die Grenzen des Machbaren aus, geben sich sogar noch eine Spur proggiger, ohne dabei etwas an ihren vertrauten Qualitäten einzubauen. Launische Unruhe, große Melodien und anspruchsvolle Arrangements für weit offene Ohren konsolidieren die Wiener auf verdammt hohem Niveau. Als hätte es nie eine Pause gegeben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 02.06.2023
Erhältlich über: Noise Appeal Records

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