Kill Strings – Limbo
Sind sie Deutschlands nächster großer Rock-Export? Zumindest werden Kill Strings entsprechend abgefeiert. Einst als „Hamburgs Foo Fighters“ bezeichnet, hat sich der Sound nach den ersten Singles und EPs, die unter anderem prominent bei Spotify gefeatured wurden, doch weiterentwickelt und diversifiziert. Lee (Gitarre und Gesang) und David (Schlagzeug) kennen sich seit Schulzeiten, spielten in verschiedensten Bands zusammen und bilden im Proberaum das Kreativduo hinter Kill Strings, das mächtige Gitarren ebenso mit auf die Reise nimmt wie zuckende, eingängige Synthies. „Limbo“ ist das erste Album der Nordlichter.
Hits gibt es in diesen knapp 38 Minuten in rauen Mengen, allen voran „Black Gold“. Hier finden Gitarren und Synthetik fantastisch zusammen für einen Track, der Foals, Royal Blood und Muse zusammenführt. Dicke Riffs, ein wenig Glamour und Disco im Abgang, dazu lässige Vocals und ein kurzweiliger Refrain, der sofort ins Ohr geht und dort bleibt – es kann manchmal so einfach sein. Hingegen rockt „Navigation“ relativ frei von der Leber weg, erhöht die Schlagzahl deutlich, bringt sogar ein wenig Dreck und Distortion ein. Hohe Intensität und kurzweilige Melodien geben sich die Klinke in die Hand.
Im eröffnenden „Whatever It Takes“ steuern Kill Strings hingegen stetig auf einen Höhepunkt zu, der sich nicht so wirklich erschließen will. Das Ergebnis kommt wunderbar abgehangen und lässig rüber, voller Schwere und doch leichtfüßig – ein prächtiger Widerspruch in sich, der mit jeder Sekunde weiter eskaliert. „Let Me Dream“ geht es im Anschluss deutlich lauter an, holt eine Prise Glam hinzu und geht sofort ins Ohr. Doch auch das Langformat liegt den Hamburgern, wie „Shining Star“ unter Beweis stellt. Etwas ruhigere Klänge bereiten einen gewaltigen Refrain vor, irgendwo zwischen Rock-Party und angedeuteter Power-Ballade. Und plötzlich ergibt der Foo Fighters-Vergleich absolut Sinn.
„Limbo“ schlägt die Brücke zwischen Radio und verschwitztem Club, zwischen Festival-Bühne und Streaming-König, ohne sich auch nur im Geringsten irgendwo anzubiedern. Was Kill Strings auf ihrem ersten Album zaubern, wirkt organisch und unterhaltsam, überaus charmant und kantig zu gleichen Teilen. Der verstärkte Einsatz synthetischer Elemente kommt gut, harmoniert prima mit den Gitarren und schraubt die Eingängigkeit noch einmal deutlich rauf. Tatsächlich haben Kill Strings das Zeug zu ganz großen Weihen. In dieser Form dürfte das nur eine Frage der Zeit sein.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 23.09.2022
Erhältlich über: Inside Job / MNRK Music Group (SPV)
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