ME REX – Plesiosaur

ME REX
(c) ME REX

Immer, wenn sich ME Rex zu Wort bzw. Ton melden, wird es spektakulär. Das erste Album des ursprünglichen Bedroom-Pop-Projekts war gleich ein Gesamtkunstwerk: „Megabear“ besteht aus 52 Spuren, die im Shuffle-Modus stets neue Song-Zusammensetzungen ergeben. Nebenher werfen die Briten immer wieder mal EPs ab, die den anfänglich suchenden Indie Pop immer weiter anschwellen lassen. „Plesiosaur“ ist ihr neuester Streich, eine vierteilige Abhandlung über Freundschaft und Vergebung, über Freude und Trauer, gespickt mit kunstvollen und künstlerischen Referenzen.

Kräftige Rhythmen, eingängige Melodien: Das Rezept der neuen EP ist schnell zusammengefasst, würde den Brit*innen aber nicht annähernd gerecht werden. „Lager Door“ fällt passenderweise mit der Tür ins Haus, nur um sich durch die Strophen zu schleppen. Spätestens im zweiten Refrain, wenn die zweite Stimme hinzukommt, blüht der zunächst kauzige Track auf. Hingegen geht es „Jupiter Pluvius“ eine Spur druckvoller an, getragen von einer launigen Rhythmusabteilung, die für ein paar kleine Ecken und Kanten im Pop-Umfeld sorgt, ohne dabei den Ohrwurm zu zerlegen.

„Sacred Cancer“ lässt sich hingegen mehrfach bitten. Die Gitarre stimmt einen bittersüßen Gesang an, der Track scheint über weite Strecken etwas neben dem Beat zu liegen und bemüht sich um schräge Einschübe, die unweigerlich auf den überlebensgroßen, alles umarmenden Refrain nach zwei Minuten zusteuern – eine Umarmung nach Maß. Auch „Toilet Of Venus“ lehnt sich zunächst zurück, bevor es schnell geht. Eine gewisse Hast lässt sich nicht von der Hand weisen, der nervöse Vortrag erinnert in manchen Momenten an Bright Eyes und sucht im Wortschwall nach einer Erleuchtung, die ausbleibt. Selbst das lebhafte Gitarrensolo kann daran nichts ändern.

Im Auge des Sturms der Übertreibung lauert Understatement. Das mag komisch anmuten, passt dennoch prima zu der Eigenwilligkeit von ME REX. Ihre Songs wollen aus Schema F ausbrechen, tun das auch, finden dennoch immer wieder zu grandiosen Harmonien und mächtigen Melodien zurück. „Plesiosaur“ bleibt dem Indie-Pop-Korsett treu, zeigt sich zugleich gitarrenlastiger, noch eine Spur hibbeliger und direkter. Das konsequente Vorbeiarbeiten an vorhersehbaren Strukturen ist eine echte Freude und wirkt doch nie gekünstelt, selbst wenn man sich gerade auf Songs oder Gemälde bezieht. Im angedeuteten Widerspruch entsteht abermals wunderbare Musik einer hochspannenden, hochtalentierten Band.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.06.2022
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)

ME REX @ Home | @ Facebook
„Plesiosaur“ @ Amazon kaufen