Asger Techau – Candour
Während die kurze, letztlich leicht verzögerte Live-Reunion von Kashmir leider schon wieder vorüber ist, widmet sich Asger Techau einmal mehr seinem Solo-Schauplatz. Hier orientiert er sich teilweise am kunstvollen Sound seiner Hauptband, poppig bis anspruchsvoll arrangiert, schreckt aber ebenso wenig vor Singer/Songwriter-Klängen zurück und schafft damit eine hochgradig spannende Mixtur. Zwei Jahre nach „Levels“ meldet sich der Däne nun mit „Candour“ zurück und schlägt die Brücke zwischen ausladender bis semi-orchestraler Instrumentierung und intimen, emotionalen Momenten.
Das eröffnende Epos „Ready For Another Day“ zeigt den Meister der komplexen Arrangierung von klaren Ideen in Höchstform. Sieben Minuten lang arbeitet Techau feine, faszinierende Details auf und lässt den Track weiter und weiter anschwellen. Mehr und mehr Spuren kommen hinzu, bestechen durch süßliche Melodik, die mit einer schwer greifbaren Abgründigkeit kollidiert – gerade in der etwas lauteren zweiten Hälfte pure Magie. „You Are Alright“ ist so etwas wie der kleine Bruder und glänzt gerade in den mehrstimmigen Passagen, die mit Falsett und Art-Pop arbeiten. Techau nähert sich hier Bon Iver an und steht doch stets fest auf eigenen Beinen.
Zugleich brennen sich die kleinen Momente intimer Schönheit ein. So ist „Brake“ vergleichsweise spärlich instrumentiert, geht es bewusst langsam an, mit Gitarre, Piano, Drums und Percussion, überrascht zum Abschluss mit jazzigem Anstrich. Ein paar Türen weiter lebt „You Make Me Happy“ puristischen Singer/Songwriter-Sound aus. Techaus Stimme steht fast für sich alleine, nur von etwas Gitarre und wenigen Tasten begleitet. „Somebody Else“ ist die Indie-Pop-Antwort darauf, kleidet eine ähnlich gelagerte Idee in ein instrumentales Plus und geht damit sofort ins Ohr.
Letztlich geht dieses Album viel zu schnell vorüber, was jedoch einmal mehr absolut für Techau spricht. Zögerliche Bestimmtheit, das ist nur einer von vielen kleinen Widersprüchen, die dieses vierte Studioalbum auszeichnen. Auf „Candour“ macht der Däne genau da weiter, vor er vor zwei Jahren aufgehört hat, spielt mit filigranen Ideen, großer Intimität, aber auch kunstvollem Anspruch und vielschichtiger, komplexer und doch stets leichtfüßiger Arrangierung. Das Spiel mit dem Sein und mit den Erwartungen bleibt seine Spezialität – ein weiterer kleiner Schatz von einem Album, der Techaus Klasse unterstreicht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 16.08.2024
Erhältlich über: Four Leaf Clover
Website: www.asgertechau.com
Facebook: www.facebook.com/asgertechauofficial