Death Bells – Between Here & Everywhere

Death Bells
(c) Kristopher Kirk

Will Canning und Remy Veselis eroberten erst den australischen Untergrund, bevor es sie in die weite Welt hinauszog. Die ersten beiden Alben als Death Bells waren ein voller Erfolg, der auch außerhalb der Heimat für Furore sorgte. Mittlerweile wohnt man in Los Angeles und nutzte das neue Umfeld als Inspiration für neue Musik. Wie auch die Musik, sagen sie, ist dieses frische Zuhause gleichermaßen erschütternd wie hoffnungsvoll, oft in derselben Sekunde. „Between Here & Everywhere“ bemüht sich um besagtes Wechselspiel mit einem Noir-Sound, dessen Intimität auf einem Pulverfass der Emotionen reitet.

Die eröffnenden Töne von „Passerby“ propagieren diesen Widerspruch mit einem finsteren und doch blubbernden Sound, der etwas an Interpol erinnert, der Post Punk und Indie in Noir-Chic kleidet. Lebhafte und doch semi-stoische Gitarren treffen auf understateten, bewusst schwerfälligen Gesang – gewiss alles andere als neu, aber doch so verdammt gut und kurzweilig gemacht. Mit einfachsten Mitteln schreiben Death Bells einen ersten Hit, auf den mit „Hysteria“ dichte Texturen und verkappte Hoffnung folgen. Mehr Leben, clevere Melodieteppiche und eine gewisse Abgründigkeit bemühen ein ewiges Duell, bei dem es keinen Sieger geben kann.

Überhaupt zeigen sich Death Bells so abwechslungsreich und doch so eingängig wie nie. „Last Days“ bemüht insgesamt zartere Töne, wirkt für die Australier ruhig und verträumt, ohne jedoch komplett von drastischer Inszenierung und pointierten Noten abzurücken. Ein gewisses Post-Punk-Revival-Zucken bleibt selbst in den lichtesten Momenten erhalten. Der Quasi-Titelsong „Here & Everywhere“ reduziert das Tempo noch weiter und nimmt durchaus balladeske Züge an. Eine kräftige Fanfare der introvertieren Intimität sucht nach besseren Tagen. In „Lifespring“ tragen diese sogar feinste Disco-Anwandlungen in sich, ohne gänzlich aus dem Bandsound auszubrechen.

Und so suchen die Australier nach einem Zen-Zustand in der Widersprüchlichkeit der Emotionen, den es nicht geben kann. „Between Here & Everywhere“ macht sich überall und nirgendwo breit, wobei das sprichwörtliche Wechselbad besonders stark durchkommt. Nahezu tanzbare Noir-Tracks treffen auf feine Melodieteppiche und zahlreiche Zwischentöne, so deprimierend wie hoffnungsvoll. Man weiß nie so recht, was um die nächste Ecke lauert – im Leben, aber auch auf dieser Platte. Ein beherzter Schritt in die richtige Richtung sorgt für die bislang beste Platte des Duos.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.07.2022
Erhältlich über: Dais Records (Cargo Records)

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