Hey Hey My My – High_Life

Hey Hey My My
(c) Frankie & Nikki

In ihrer Heimat zählen Julien Gaulier und Julien Garnier zu den absoluten Kritikerlieblingen. Als Hey Hey My My, benannt nach dem Neil Young-Song, veröffentlichten sie bislang drei Alben, die sich durch allerlei Rock-, Pop-, Indie- und Folk-Gefilde tankten. Ihre musikalische Reise in die 90er Jahre setzt sich fort und kündigt zugleich mehr Vielfalt denn je an. „High_Life“ geht neue Wege und gibt sich sowohl verträumter Atmosphäre als auch treibender, verschwitzter Zeitlosigkeit am Rande der Indie-Wurzeln hin.

Der eröffnende Titelsong fällt tatsächlich aus dem Rahmen und überrascht mit verträumten bis psychedelischen Tönen. Ein Ausflug in die 70er Jahre widmet sich dem Aufwachsen in einem Hippie-Kult und scheint tatsächlich mitten aus dieser Epoche gefallen zu sein – kunterbunt und zittrig zugleich als spannender Kontrast. Hingegen geht „Restless Mind“ vergleichsweise selbstbewusst nach vorne und lebt das Früh-90er-Faible der beiden Franzosen aus. Die Gitarren wirken grantig und doch einladend, der Gesang hingegen butterweich und gemütlich. In diesem Spagat entsteht der nächste, wenngleich ganz andere Hit.

Und Hits kennt diese Platte in Hülle und Fülle. An „Wandering In Your Hometown“ arbeiteten Hey Hey My My zehn Jahre, bis sie den richtigen Sound für diesen entfernt an R.E.M. erinnernden Exkurs fanden. Nun lohnt sich das, denn der spannungsgeladende und zugleich understatete Radio-Track geht nicht mehr aus dem Ohr. Hingegen bemüht sich „Hope“ um Reduktion und Bounce, fast schon folkig und doch unfassbar euphorisch in Momenten der kleinen, kompakten Schönheit. „Slow“ führt erst einmal auf die falsche Fährte und wirft alles in einen Topf. Verträumt, leicht psychedelisch, treibend, fast schon tanzbar – eine Fülle an Zutaten sorgt für beste Laune.

Tatsächlich ist das vierte Album der beiden Franzosen deutlich vielfältiger geworden, verliert dabei aber zu keiner Zeit den so wichtigen roten Faden. „High_Life“ lebt nach wie vor seinen kuriosen wie berauschenden Früh-Indie-Charme aus, beackert aber zeitgleich deutlich mehr Bühnen. Gerade die bunten Pop-, Psych- und Folk-Ideen sorgen für beste Unterhaltung, wobei die Vermischung immer wieder spannende Blüten treibt. Hey Hey My My schreiben unaufdringliche Hits, die sich im Ohr einnisten und Wohlgefühl spenden – ein weiteres starkes Werk des Duos, das nun vielleicht auch außerhalb ihrer Heimat die verdiente Aufmerksamkeit erfahren wird.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.02.2023
Erhältlich über: Vietnam / Wagram / Labréa

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