Baby Rose – Through And Through

Baby Rose
(c) Nicole Hernandez

Eine der interessantesten Songwriterinnen der jüngsten Vergangenheit meldet sich zurück. Baby Rose wurde in ihren jungen Jahren noch wegen ihrer tiefen Stimme schikaniert, doch ist diese längst ihr Kapital geworden. Auf dem Erstling „To Myself“ kollaborierte sie unter anderem mit SZA und James Blake, zudem erhielt sie eine Grammy-Nominierung für ihre Arbeit an J. Coles Dreamville-Compilation. Der angenehm vielschichtige Solo-Ansatz, der RnB und Soul als Basis für spannende Klangforschungen heranzieht, erfährt nun eine Fortsetzung in Form von „Through And Through“.

Risiken gehören zu ihrem Sound, aber auch zu den Texten, die deutlich persönlicher rüberkommen, sich mit Ängsten und Selbstzweifel auseinandersetzen. Eine dieser Perlen ist „Tell Me It’s Real“, ein butterweicher RnB-Song mit melancholischen Untertönen und balladesken Anleihen, dessen intensives und doch reduziertes Auftreten sofort unter die Haut geht. Auch „Water“ lebt von solch einer Reduktion, bloß eine Spur forscher dargeboten – mehr Beat, sich teils widersprechende Vocal-Spuren und losgelöste Seelensuche mit futuristischen Untertönen. Schema F klingt mit Sicherheit ganz anders.

Die Gästeliste schrumpfte deutlich, was aber nicht stört. Einer von zwei Songs mit prominenter Begleitung ist „Fight Club“. Der gemeinsam mit Georgia Anne Muldrow eingespielte Track geht flott und ruppig nach vorne, nimmt keine Gefangenen und ruht dennoch in sich selbst. Gerade der bewegte Basslauf geht sofort ins Ohr, während der Gesang gemeinsam mit den jazzig angehauchten Drums um eine Linie sucht. Der fieberhafte Opener „Go“ spielt mit RnB- und Soul-Erwartungen, mit einer feinsinnigen Portion Pop, aber auch mit dezent psychedelischem Charme. Hingegen überrascht „I Won’t Tell“ mit Funk-Esprit und einem pointierten Rap-Part von Smino.

Organisch erweitert sich die musikalische Spielwiese von Baby Rose, bricht nichts übers Knie, geht allerdings ebenso wenig auf Nummer Sicher. Beklemmende Töne treffen auf weltoffenen Esprit, vermischt mit Persönlichem und hoher Intensität. In „Through And Through“ passiert stets etwas, selbst in den ruhigen bis nachdenklichen Momenten. Baby Rose wirkt nicht nur gesanglich besser denn je, ihr Songwriting gibt sich noch versatiler und erweitert kunstvolle RnB-Ideen um zig Details, so intensiv wie betörend. Hier braut sich Großes zusammen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.04.2023
Erhältlich über: Secretly Canadian (Cargo Records)

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