James Blake – Lindisfarne / Unluck

James Blake

Wie die BBC in Erfahrung gebracht hat, ist Post-Dubstep the next big thing, auch wenn man hierzulande relativ wenig davon merkt. Die Musik des Genre-Kronprinzen James Blake ist wohl eher für geübte Hörer geeignet, verbindet soulige Elemente mit Samples, zerstückelten Dub-Exkursen und einem Hauch von klassischer Musik. Nach „Limit To Your Love“ und gerade ein Monat nach „The Wilhelm Scream“ gibt es nun gleich eine Doppel-A-Seite – der Album-Track „Unluck“ trifft auf das semi-neue „Lindisfarne“, das den Begriff ‚Suite‘ der Klassik in die Moderne transportiert.

„Lindisfarne“ war auf dem Debütalbum „James Blake“ ursprünglich als zweiteilige Suite enthalten und bezieht sich auf eine Insel vor der Nordostküste Englands (auch ‚Holy Island‘ genannt), die erstmals 793 schriftlich erwähnt und im selben Jahr von Wikingern überfallen wurde. Den historischen Bezug hört (bzw. sieht im dazugehörigen Video) nicht, erlebt dafür aber das wohl eigenwilligste Stück Blakes hautnah mit. „Lindisfarne“ wirkt in seiner Gesamtheit durch mehrere Effektgeräte gezogen, wird von einem monotonen Dub-Beat und stark verzerrten Vocals dominiert, die neben der unkenntlich gemachten Synthie beinahe engelhaft wirken, vom Himmel gesandt, glockenhell und dank Distortion doch verstörend.

Wesentlich leichter zu verdauen ist hingegen der Album-Opener „Unluck“, der die soulige Seite Blakes beleuchtet, seiner Kopfstimme eine breite Plattform gibt und mit einem gewissen Rauschen und Knarzen das Readymade-Konzept dieser Platte hervorragend illustriert. Sicherlich nicht so anspruchsvoll und sperrig wie „Lindisfarne“, dafür aber das perfekte Beispiel für den Charme dieses Genres, natürlich nebst zahlreichen Melodie-Fragmenten und kleineren Zäsuren. Gemeinsam ergeben „Lindisfarne“ und „Unluck“ ein spannendes Paket, verbinden Klassik und Soul mit Dub, bieten aber vor allem dem Künstler James Blake eben jenen Freiraum, den er für seine wahnwitzigen Experimente benötigt. Definitiv mehr Kunst denn Krempel.

4/5 | DL-Single
VÖ: 20.06.2011
Polydor Records (Universal Music)

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