Kommando Kant – Eklat

Kommando Kant
(c) Sebastian Madej

Letzte Schatten großer Querverweise wollen Kommando Kant mit ihrem dritten Album ablegen. Dafür sorgt nicht zuletzt die neue Rhythmusabteilung um Lilian Stenzel (Schlagzeug) und Moritz Schwerthelm (Bass), sondern auch deutlich pointierteres Songwriting, das den Punk-Aspekt im bisherigen Indie-Punk-Sound nach hinten rückt. Mehr Rock, mehr Hymne und auch etwas mehr Pop-Appeal begleiten „Eklat“, das ausnahmsweise den Blick nach innen richtet. Anstatt das globale und gesellschaftliche Chaos zu sezieren, rückt die eigene Gefühlswelt in den Mittelpunkt, entpuppt sich als Dreh- und Ankerpunkt dieser kleinen, aber überaus feinen Umstellung.

Komplett löst man sich freilich nicht von vertrauten Ansätzen, wie das exzellente „Jeverssand“ zeigt. Die vielleicht beste Gitarren-Hook der gesamten Platte steuert hibbelige Indie-Gefilde an und landet damit einen Volltreffer. Die grummelnde Rhythmusabteilung schielt hingegen etwas in Richtung Post-Präfix – fertig ist der Hit. Ein solcher ist auch „Eldorado“, ebenfalls von nervöser Energie durchzogen und doch ein bezaubernder Ohrwurm mit allerlei Ecken und Kanten. Dieses Zwischending von Indie-Punk-Esprit und großer Melodie beherrschen Kommando Kant mittlerweile richtig gut und spielen das auch aus.

„Rausch“ nimmt sich etwas zurück, hat sogar ein eigenes Intro voranstehen und spielt mit ruhigeren, durchaus nachdenklichen Tönen. Dieser Schwermut steht dem Quartett gut zu Gesicht, lockert das Album wunderbar auf und fühlt sich sehr angenehm an. Hingegen bemüht das eröffnende „Streuner“ wilde Aufbruchstimmung, abermals leicht an frühere Werke anknüpfend, energisch und zugleich angenehm eigen. Das verspielte „Das Theater“ wird direkt nachgereicht und überrascht mit einem Hauch Kettcar im Abgang. „Früher war ich Jedi“ zeigt sich bleiern, gerne mal laut, wirkt wie eine Standortbestimmung mit Herz und Hirn.

Finetuning auf Raten bekommt Kommando Kant gut. Sie steuern definitiv neue Ufer an, ohne dabei alles komplett über den Haufen zu werfen, und das macht richtig Laune. Punk bleibt nach wie vor an Bord und macht Laune, der verstärkte Indie-Fokus passt aber ebenfalls prima. Letztlich sitzt „Eklat“ etwas zwischen den Stühlen, was jedoch überraschend gut passt … und ins Ohr geht. Richtig gute Tracks und kleine Hits mit überaus feinen Widerhäkchen spenden beste Laune. Kommando Kant kann man sich in dieser Form nicht entziehen – gekonnte Evolution, die unterhält.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.04.2023
Erhältlich über: DevilDuck Records (Indigo)

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