shame – Food For Worms

shame
(c) Pooneh Ghana

Immer noch versuchen shame sich selbst und die sie umgebende Welt zu verstehen. Das erste Album „Songs Of Praise“ katapultierte sie im jugendlichen Ungestüm auf schier endlose Konzertreisen, während „Drunk Tank Pink“ begann, die Unwirklichkeit des Erwachsenwerdens zu verstehen. Inzwischen soll die gewünschte und erkämpfte Reife eingekehrt sein, also richtet sich der Blick nach außen. „Food For Worms“ ist eine Ode an die Freundschaft, an die besondere Dynamik innerhalb der Band, an das Ringen um Erkenntnis in einer Atmosphäre der suchenden Verständnislosigkeit.

Eine gewisse Reife zeigt sich auch im Sound, denn musikalisch wagen shame mehr. Das beweist bereits „Six-Pack“, dessen überdrehte Gitarre knietief in Psych- und Wah-Gefilden watet, ohne sich jedoch vom eigentlichen Post-Punk-Chic abzuwenden. Der verwirrende, überschäumende Wahnsinn kommt gut. Hingegen nimmt „Adderall“ das Tempo raus und paart Schwermut mit ruhigen, fast schon zögerlichen Tönen. Der schiefe Refrain, der blubbernde Bass und die kleine Explosion nach drei Minuten kommen richtig gut, lassen nicht mehr los.

„All The People“ bemüht ebenfalls die stete Steigerung, bloß in deutlich zugänglicheren Sphären. Etwas mehr Indie Rock mischt sich unter die Dissonanzen und sorgt für beste Unterhaltung, während man das Gemeinsame, das Brüderliche hochleben lässt. Ihren Post-Punk-Elan lassen shame aber keinesfalls hinter sich: „The Fall Of Paul“ entpuppt sich als drückendes, störrisches Sperrfeuer der beklemmenden Art und „Alibis“ gibt sich richtig schön überdreht in aller Kürze. Selbst das eröffnende, einer Klavier-Idee entspringende „Fingers Of Steel“ verfügt über vertrauten Elan und paart Kauzigkeit mit schräger Melodik.

Und so lässt das Quintett den Fortschritt hochleben, angetrieben durch gekonnte Weiterentwicklung, die jedoch zu keiner Zeit alles umwirft. „Food For Worms“ mutet durchaus reifer an, bemüht weitere musikalische Einflüsse, scheint besser und fester im Leben zu stehen. shame bleiben natürlich Post-Punk-Könner, die im richtigen Moment mit furioser Energie durch die Decke gehen, doch dürfen es mehr und mehr kleine Experimente sein. Die poppige Indie-Hymne, die schräge Halb-Ballade, das kauzige Riff, der verspielte Radiomoment – all das sind weitere spannende Facetten, mit denen die Briten ein neues Level ansteuern. Und erreichen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.02.2023
Erhältlich über: Dead Oceans (Cargo Records)

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