Mirrors For Princes – What We Do With What Others Have Done To Us
Seit 2022 arbeiten Mirrors For Princes an ihrem ureigenen Rockentwurf. Das Trio aus Berlin schätzt Indie- und Alternative-Klänge, hat aber ebenso ein Herz für Elektronik und TripHop. Garbage, Siouxsie Sioux, Paramore und die Yeah Yeah Yeahs standen unter anderem Pate, wenngleich sofort klar wird, dass hier jemand seinen eigenen Sound gefunden hat. Aufgenommen in der britischen Grafschaft Kent unter der Ägide von Barny Barnicott (u. a. Arctic Monkeys, Sam Fender, Editors, Kasabian), befasst sich das von einem Sartre-Zitat inspirierte „What We Do With What Others Have Done To Us“ mit Hoffnung und Zusammenhalt, während die Welt in sich zusammenfällt.
Wenngleich ein gewisses Augenzwinkern nicht fehlen darf, gibt man sich bewusst unzynisch. Das pulsierende „Mistakes Were Made“, Richtung Albummitte verborgen, schielt gen Dance-Punk und reckt die Faust vorsichtig in die Luft. Schroffe Gitarren und wohlige Ehrlichkeit treiben diese drei Minuten an. In „Love“ gesellen sich fluffige Shoegaze-Melodien hinzu. Die Drums für diesen Track spielte Julien Brown (u. a. Massive Attack) ein, was angesichts der TripHop-Affinität der Berliner kaum verwundert. Wie sich dieser fluffige Song mit Power-Pop-Motor immer wieder öffnet, Platz für lebensbejahende Melodien macht und sich anschmiegt, begeistert.
Apropos TripHop: Das elektronische Unterstatement von „Don’t Break The News“ illustriert eine spannende musikalische Facette von Mirrors For Princes. Zurückgelehnte, lässige Coolness und etwas Groove finden gekonnt zusammen, angetrieben von einer verspielten Bassline und obligatorischem Augenzwinkern. Der Vierminüter entfaltet seine Strahlkraft in Wellen und geht nicht mehr aus dem Ohr. Dort wartet bereits „Heavy Duty“, das mit Understatement und lebhafter Rhythmik spielt, gleich mehrere melodische Raketenstufen zündet und ebenso im Gedächtnis bleibt wie der fieberhafte, treibende, schroffe Opener „Chimera!“.
Tatsächlich ist dieses erste Album der Berliner ein kleiner Rohdiamant, der mit jedem Durchlauf schöner, klarer wird. „What We Do With What Others Have Done To Us“ fällt unfassbar sympathisch aus und schüttelt nebenbei kleine Hits aus dem Ärmel. Die große Range von Mirrors For Princes wird zum Trumpf, denn sie attackieren die Tanzfläche ebenso wie sie für heimelige Momente sorgen. Die Sonnenbrille darf dabei nie fehlen. Stil mit Substanz, das wäre wohl die passende Überschrift für einen von vorne bis hinten lässigen, schmissigen und charmanten Einstand, der die Weichen – quasi im Vorbeigehen – in Richtung großer Wurf stellt. Der sollte in dieser Form nur eine Frage der Zeit sein.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 14.06.2024
Erhältlich über: Brain Fog Machine
Facebook: www.facebook.com/mirrorsforprincesband