Bloc Party – Alpha Games

Bloc Party
(c) Wunmi Onibudo

Back and to the left: Das letzte Bloc Party-Album hat tatsächlich über sechs Jahre auf dem Buckel. „Hymns“ zeigte eine Band auf dem Scheideweg, noch ohne die damals recht frischen Neuzugänge Louise Bartle und Justin Harris geschrieben, nach einer musikalischen Identität suchend. Auf Tour und bei Live-Performances des legendären Debüts „Silent Alarm“ fand man sich und den eigenen Sound (wieder). „Alpha Games“ ist bereits seit 2018 in Arbeit, wurde in Etappen geschrieben und aufgenommen, entstand im Kollektiv und distanziert sich ein wenig von der jüngsten Sinnkrise.

Es ist ein überwiegend wütendes, kaltes Album geworden; Kele Okereke ließ sich von den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in seiner britischen Heimat hörbar beeinflussen. Das zeigt sich bereits im wuchtigen „Traps“, dem ersten Vorboten dieser Platte. So dringlich und tanzbar hat man Bloc Party schon lange nicht gehört. Die neue Rhythmusabteilung groovt wie Sau, Russell Lissack kramt Melodiefolgen aus dem Archiv hervor und Okereke singt wie ein Besessener. Auch „Callum Is A Snake“ arbeitet mit Klängen, die an die Anfangstage des Quartetts erinnern, schön tanzbar und irgendwo zwischen Indie Rock und dem damals aufkeimendem Post-Punk-Revival angesiedelt. Nach zwei Minuten ist der Drops schon wieder gelutscht.

Von einer reinen Revivalism-Angelegenheit kann man aber keinesfalls sprechen. „By Any Means Necessary“ überrascht mit beatesker Lässigkeit, die sogar einen Hauch von Dub andeutet und geradezu unverschämt cool rüberkommt. Hingegen trägt „The Girls Are Fighting“ eine gesunde Portion Glam im Sound, der geschickt mit dem schroffen Basslauf kollidiert, während die Melancholie des Rausschmeißers „The Peace Offering“ entschlackt und beklemmende Harmonien in den Mittelpunkt rückt, bevor sich die Gitarre urplötzlich zu einem entstellten Crescendo erhebt. Das wunderbar tanzbare und zugleich gestresste „In Situ“ schlägt die Brücke zwischen Alt und Neu, bleibt sofort hängen.

Weder eine Rückkehr zu frühen Tagen noch eine komplette musikalische Revolution, sondern der goldene Mittelweg: Bloc Party nehmen eine geschickte Kurskorrektur vor, die hörbar von der Wiederentdeckung ihres Debüts beeinflusst ist, bemühen sich aber keinesfalls um einen bloßen Abklatsch. „Alpha Games“ ist Weiterentwicklung und Besinnung auf alte Stärken zu gleichen Teilen, und zwar mit richtig guten Songs. Mit Ausnahme von „Traps“ fehlen vielleicht die absoluten Überflieger, dafür gibt es keinen einzigen Ausfall – eben ein von vorne bis hinten richtig gutes Werk, eine Rückkehr zu bewährter Form und zugleich ein guter, später Einstand für das aktuelle Line-up.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.04.2022
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)

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