Killer Kid Mozart – Crying In Overdive

Killer Kid Mozart
(c) Killer Kid Mozart

Die Gitarren sind laut, die Gefühle liegen brach: Killer Kid Mozart gelten in ihrer norwegischen Heimat seit geraumer Zeit als Geheimtipp. Ihr 90s-lastiger Sound, der Emo, Alternative, Grunge und etwas College Rock zusammenbringt, verbindet kratzbürstigen Charme mit einem Überangebot an Melodien. Für ihren neuesten Streich ließ sich das Quartett nicht nur viel Zeit, es sicherte sich auch den nötigen Freiraum. Während der Pandemie hatten sie das Rathaus ihrer Heimatstadt Elverum komplett für sich und nützen die ungewohnte Umgebung, um zu jammen und Songs zu schreiben. Drei Jahre später steht ihr neues Album „Crying In Overdrive“ endlich in den Startlöchern.

Zu den schönsten neuen Stücken zählt mit „This Sunday I Went To The Moon“ ausgerechnet einer der ruhigeren Tracks, der einen bizarren Traum von Songwriter Hallvard Bonden vertont und in rohe wie süßliche Klänge kleidet. Eine gewisse Schwere liegt über dem Geschehen, begleitet von nicht minder packenden Melodien direkt aus dem schillernden Kaleidoskop. Ähnlich eingängig, im Vergleich geradezu hymnisch gibt sich „If I Dropped By“, das von der ersten Sekunde an regelrecht mitreißt, fieberhaft rockt und sich zugleich als absoluter Ohrwurm präsentiert. Der mächtige, drückende Refrain lässt nicht mehr los, selbst im muskelbepackten Schlussakt.

Die lauten, entstellten, kauzigen Killer Kid Mozart sind aber mindestens so unterhaltsam, wie „Guillotine“ recht eindrücklich demonstiert. Ruppiger Noise, der mit Grunge und etwas Post-Hardcore anbandelt, trifft auf Pop-Punk, bemüht intime Introspektive und haut im Anschluss wieder auf die Kacke. Das furiose „Bend Me Down“ dreht mit wachsender Begeisterung am Rad, droht zwischen Verzerrung und Pedalen zu ersaufen, während die Vocals versuchen, selbst in den druckvollsten Passagen so etwas wie Richtung zu geben – Erinnerungen an die grandiosen Spielbergs werden wach. Wenn im folgenden „Wish“ das fieberhafte Klagelied auf forsche Punk-Energie trifft, ist alles eitel.

Binnen kürzester Zeit beißt sich dieses Album fest und lässt nicht mehr los. Ein wahres Wechselbad der Gefühle schickt Schockwellen durch den Körper, packt beherzt zu und geht doch binnen kürzester Zeit ins Ohr. Eigentlich sollte „Crying In Overdrive“ – ein augenzwinkernder Verweis auf den eigenen Emo-Sound – nicht so gut funktionieren, doch findet der eigenbrötlerische wie eingängige Charme der Norweger schnell zusammen. Killer Kid Mozart bereiten großen Spaß, sorgen für ein breites Grinsen und legen zugleich die Gehörgänge in Schutt und Asche. Dieser kathartische Höllenritt auf der zuckersüßen Rasierklinge verdient sich jegliche Aufmerksamkeit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.04.2024
Erhältlich über: Banditt Media / Playground Music

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