Manu Delago – Snow From Yesterday

Manu Delago
(c) Reithofer Media

Mit seinen besonderen Klangschalen schafft Manu Delago seit Jahren spannende neue Klangwelten, die ihm unter anderem bereits eine Grammy-Nominierung einbrachten. Der Musiker und Produzent sucht und findet stets neue Wege, sich auszudrücken. Für sein neuestes Projekt tat sich der Österreicher mit dem Gesangs-Ensemble Mad About Lemon zusammen und vertonte die Kraft des Wassers in allen Formen. „Snow From Yesterday“ bewegt sich vom Fluss bis zum Gletscher und nimmt die Energie eigener, persönlicher Momente als Quell der Inspiration für diese elf neuen Songs.

„Modern People“ befasst sich mit der Rolle von vergänglicher Technologie in Zeiten, die eigentlich im Zeichen größerer, globaler Probleme stehen sollten. Delagos Spiel auf seiner Hang und die zarten Stimmen des Gesangstrios fahren durch Mark und Bein, wenngleich hier ausgedehnter, bewusster Minimalismus mit jazziger Note regiert. Dass Technologie aber keineswegs zu verteufeln ist, zeigt im Anschluss „Little Heritage“, wo die Stimme des verstorbenen Großvaters und der sechs Monate nach dessen Tod geborenen Tochter Delagos aufeinandertreffen – einer von vielen ergreifenden Momenten dieser Platte.

Die Vergänglichkeit der Zeit, egal wie gemächlich, tritt in „Slow-Mo Moving River“ in den Vordergrund. Gletscher sind eigentlich in extremer Zeitlupe fließende Flüsse und verändern sich im kleinsten Maße. Dieser Zeitraffer trifft auf bewusst unterkühlte Vocals. Von Kühle ist im emotionalen Höhepunkt „Paintings On The Wall“ nichts zu spüren. Delago schrieb den Song über seinen verstorbenen Stiefvater, ein Maler, und performte ihn gemeinsam mit Mad About Lemon bei dessen Begräbnis. Die assoziativen Lyrics und der stete, sanfte Fluss des Songs gehen unter die Haut. Schließlich bemüht sich der Titelsong um engelsgleiche Vocals rund um das Thema „Schnee von gestern“. Alles Wasser war irgendwann einmal Schnee, egal wie lange es her ist.

50 bewegende Minuten später ist alles eitel. Ein gewisser Panta-rhei-Vibe lässt sich nicht von der Hand weisen, wobei die persönliche Prägung der Songs – ob auf lyrischer oder musikalischer Ebene – erst so richtig für Begeisterung sorgt. Was Manu Delago hier auf die Beine stellt, geht unter die Haut. Mad About Lemon erweisen sich als Glücksgriff und schaffen es gekonnt, die wechselnden Stimmungen und den steten, oftmals gemächlichen Fluss von „Snow From Yesterday“ überaus mitreißend zu veranschaulichen. Einmal mehr präsentiert Delago ein kleines magisches Meisterwerk, das mit jedem Durchlauf besser, schöner wird. Und das Wasser fließt weiter den Inn hinunter.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 02.02.2024
Erhältlich über: One Little Independent Records (Bertus)

Website: www.manudelago.com
Facebook: www.facebook.com/manudelagomusic