Jason Isbell – Foxes In The Snow

Jason Isbell
(c) Christy Bush

Neue Musik von Jason Isbell ist immer eine schöne Sache; das erste Soloalbum seit fast zwölf Jahren, das dritte überhaupt (und erstmals sogar rein akustisch) darf gut und gerne als Besonderheit bezeichnet werden. Dabei war der Mittvierziger zuletzt alles andere als untätig. Neben den Alben mit seiner Band The 400 Unit, zuletzt „Weathervanes“ im Sommer 2023, ist Isbell inzwischen auch als Schauspieler tätig – zuletzt im Scorsese-Streifen „Killers Of The Flower Moon“, demnächst in einem RZA-Projekt. Und irgendwo zwischendrin entstand „Foxes In The Snow“, das den Fokus auf Isbells Storyteller-Qualitäten rückt.

Diese äußern sich in verschiedensten Weisen, wie im vorwitzigen, folkigen Titelsong „Foxes In The Snow“, der sich sofort im Fluss befindet und mit einem breiten Grinser bildgewaltige Abhandlungen auf die kleine Leinwand holt. Dieses Spiel mit dem narrativen Herzblut macht Laune, glänzt zudem durch seine leidenschaftliche, forsche Arrangierung. Isbell geht aus sich heraus, für akustische Verhältnisse, und mimt den entschiedenen Erzähler. Der kommt auch in „Good While It Lasted“ durch, wenngleich eine Spur poppiger. Mit voller Arrangierung könnte das hier tatsächlich ein Radiosong sein, ohne auch nur eine Sekunde aufdringlich zu werden – die große Kunst des Songwriters.

Und davon gibt es auf dieser Platte mehr als genug, wie das wundervoll reduzierte „Ride To Robert’s“. Der Erzählstrang wird immer weiter gesponnen, fast unmerklich, während ein verstohlenes Grinsen durch schöne Tage und eine kräftige Position Nostalgie führt, mit dezent romantischer Untermalung. Hingegen spendet „Don’t Be Tough“ Kraft, sammelt gute Ratschläge und meint diese angenehm ehrlich – ein Blick zurück, eine Kette des gemachten Mutes, aus heutiger Sicht für das große Damals und letztlich das Morgen. Das selbstbewusste „Wind Behind The Rain“ singt hingegen von endloser und bedingungsloser Liebe – ein mehr als würdiger Abgang.

So ehrlich und unmittelbar hört man Jason Isbell nur selten, wohl von der reduzierten Arrangierung mehr als nur etwas beeinflusst. Ohne jeglichen Schutzschild wird die Seele des Songwriters herrlich angreifbar, ohne dabei musikalisch irgendwelche unnötigen Zugeständnisse machen zu müssen. Trotz minimalistischer Präsentation ist „Foxes In The Snow“ eines seiner lebendigsten, kraftvollsten Alben geworden, voller Herz und Energie, Reflektion und Aufbruchsstimmung. Große Gefühle und kleine Rohdiamanten, diese Kombination geht unaufhörlich auf. Gerne darf Isbell – neben seinen starken Bandplatten – wieder öfter solo ans Werk gehen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Southeastern Records / Thirty Tigers (Membran)

Website: www.jasonisbell.com
Facebook: www.facebook.com/jasonisbellandthe400unit