Midas Fall – Cold Waves Divide Us

Midas Fall
(c) Stephen Alexander

Midas Fall können eigentlich nur aus Schottland kommen, möchte man glauben und meinen. Der gerne mal kühle, dennoch stets emotional aufgeladene Sound des Trios baut Brücken zwischen fragilen, progressiven und aufbrausenden Gefilden, als würden Mogwai, Chelsea Wolfe und Sigur Rós gemeinsame Sache machen. Und doch wird man den Veteranen, die aktuell bereits ihr fünftes Studioalbum veröffentlichen, mit dieser Beschreibung nicht annähernd gerecht. Auch ihr neuester Streich „Cold Waves Divide Us“ spielt mit widersprüchlichen Gefühlen, mit komplexen Rock-Gefilden und unterkühlter Elektronik.

„I Am Wrong“, das kann man sich beim Lauschen dieser Zeilen beim besten Willen nicht vorstellen. An zweiter Album-Position gelegen, entwickelt sich der Fünfminüter schnell zum Happening. Natürlich kann man sich der einzigartigen Stimme von Elizabeth Heaton nicht entziehen, so eindringlich und gefühlvoll zugleich. Wie allerdings rundherum ein wahrer musikalischer Sog erzeugt wird, ist nicht zu verachten. Reduzierte Melodik, elektronisches Aufflackern und dichte, sägende Wände sorgen für pures Chaos, mit unheimlicher Gothic-Stimmung und erstaunlich beißender Härte gepaart. Hier steckt alles drin, was diese Band so spannend macht.

Zwar lässt sich dieses exorbitante Niveau nicht durchgehend halten, dennoch sorgen Midas Fall mit ihren kleinen und großen Experimenten immer wieder für Hochspannung. Die Beateske des Titelsongs „Cold Waves Divide Us“ dockt zunächst bei Poliça an, bevor schneidende, verlangsamte Gitarren sämtliche Sinne rauben. „In This Avalanche“ bleibt ruhig und balladesk, rückt Heatons wundervolle Stimme in den Mittelpunkt und blüht inmitten der Reduktion auf. Auch in „Mute“ passiert zunächst wenig, bevor ein rasender Post-Rock-Höhepunkt die gespenstische Atmosphäre zerhexelt. Wer hingegen den Spannungsaufbau schätzt, wird dem unnahbaren „Salt“ sofort verfallen.

Für diese Platte muss man sämtliche Sinne weit öffnen und sich auf ungewöhnliche Klänge, gerne mal anspruchsvolle Strukturen und unerwartete Gedankensprünge einlassen. Midas Fall sind Meister der Emotionen, das wird während „Cold Waves Divide Us“ deutlich. Atmosphäre wird mehr und mehr zum Schlüsselwort, zum Überbegriff für diese Präsentation, die offene Ohren und Geduld verlangt. Alleine schon der fantastische Stimme weiß zu begeistern, dahinter kollidiert Düsternis mit dem streten Streben nach Licht. Die Hoffnung hat gewaltig zu kämpfen, gibt aber nie auf – der perfekte Rahmen für ein weiteres spannendes, emotional aufgeladenes Album aus Schottland.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.03.2024
Erhältlich über: Monotreme Records (Cargo Records)

Website: midasfall.com
Facebook: www.facebook.com/midasfall