Freedom Call – Beyond
Man nehme die Essenz von Helloweens Keeper-Alben, gebe noch einen ordentlichen Schuss Fröhlichkeit hinzu und verrühre das ganze mit einer Großpackung Antidepressiva – fertig ist das neue Freedom Call-Album. Tatsächlich lässt sich das Nürnberger Melodic Metal-Quartett ohne weiteres als fröhlichste Band der deutschen Metal-Szene betiteln. Nach dem letztjährigen Best of-Album „Ages Of Light“ und mehreren Besetzungswechseln (unter anderem belegt Gründungsmitglied Ilker Ersin nun wieder den Posten des Bassisten) melden sich Freedom Call nun mit „Beyond“, ihrem achten Studioalbum, zurück, das beweist, dass sie auch nach 16 Jahren Bandgeschichte immer noch zur Elite der Happy Metal-Szene gehören.
Gleich der Melodic Speed-Opener „Union Of The Strong“ gehört zu den stärkeren Songs der Band, doch auf „Beyond“ nimmt er keine Sonderstellung ein. Mit dem beschwingten „Knights Of Taragon“, dem überragenden, fast acht Minuten langen, Titelsong „Beyond“, dem Midtempo-Kracher „Among The Shadows“, der Stampfrock-Hymne „In The Rhythm Of Light“ und „Colours Of Freedom“, dessen Strophen für Freedom Call ungewohnt düster ausfallen, hält die Scheibe nämlich gleich fünf Songs bereit, die das Qualitätsniveau des Openers toppen können. Auch zwischen den Highlights lassen sind noch einige Schmankerl entdecken, etwa „Edge Of The Ocean“ mit seinem melancholischen Intro oder das mit afrikanischen Rhythmen unterlegte „Dance Off The Devil“.
Auf der Negativseite fällt in erster Linie auf, dass das Album mit 14 Songs zu überladen daherkommt, elf oder zwölf hätten es auch getan. Auf eher mittelmäßige Songs wie „Journey Into Wonderland“ und das viel zu gewöhnliche „Follow Your Heart“ hätte man guten Gewissens verzichten können. Ohne diese Titel hätte man auch den (glücklicherweise nur selten) aufkommenden Eindruck der Gleichförmigkeit im Keim ersticken können. Vom Gesamteindruck her darf man „Beyond“ aber trotz dieser Kritikpunkte zu den drei stärksten Alben der Bandgeschichte rechnen. Die Scheibe ist deutlich besser als ihr Vorgänger „Land Of The Crimson Dawn“ und scheitert am hohen Niveau von „Legend Of The Shadowking“ nur knapp. In weiten Teilen mutet das Album sehr abwechslungsreich an und beinhaltet von schnellen Speed-Krachern bis zu getragenen Midtempo-Nummern fast alles, was man von Freedom Call erwarten darf. Lediglich auf eine Ballade wurde dieses Mal verzichtet.
Fans der Band haben die Qual der Wahl, sich zwischen der normalen Ausgabe des Albums und der Box-Ausgabe, die als Bonusmaterial eine Live-CD, ein Buch und ein Poster enthält, zu entscheiden. Darüber hinaus erscheint „Beyond“ auch als Doppel-Vinyl-Album. Wer sich von der Qualität der neuen Songs einen ersten Eindruck verschaffen möchte, hat dazu auch auf der am 06.03.2014 in Hamburg beginnenden Deutschlandtour die Gelegenheit – und live sind Freedom Call ohnehin eine Größe für sich.
Beyond
VÖ: 21.02.2014
Steamhammer (SPV)
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