Blaudzun – Latter Days

Blaudzun
(c) Tony Dočekal

Der überaus fleißige Johannes Sigmond aka Blaudzun, benannt nach einem dänischen Rennradfahrer, meldet sich mit seinem siebten Studioalbum binnen 16 Jahren zurück. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist der Niederländer gerade in seiner Heimat Garant für kleine Radiohits und charmante Pop-Perlen mit Indie-Touch, die hierzulande ein etwas unverdientes Randdasein fristen. Ob sich das nun endlich ändern kann? Zumindest rein musikalisch stehen alle Türen offen: „Latter Days“ bringt Frische und Offenheit in die Suche nach Sinn und Veränderung ein, in der sich der Protagonist mit Isolation und Frustration konfrontiert sind.

Diese Zerrissenheit thematisiert das eröffnende „Wicked Ball“ hervorragend. Von der ersten bis zur letzten Sekunde wird der innere Kampf greifbar gemacht, von Melancholie und Synthie-Pop getragen, dabei bewusst düster instrumentiert. Vier Minuten schweben in einem luftleeren Raum, der bald nicht mehr atmen kann. Dass „Bonfire“ im direkten Anschluss etwas Fahrt aufnimmt und doch mit eigenen Problemen ringt, passt ins Bild. Hier wird Blaudzuns Händchen für ums Eck gedachte Ohrwürmer deutlich, nicht immer ganz einfach und zugänglich und doch so bewegend. Wie sich die melodischen Texturen nach und nach zusammenfügen, macht große Laune.

Nicht nur aufgrund der Spieldauer ist „Faint Of Heart“ so etwas wie das Herzstück dieser Platte. Zwischen offenkundiger Herzschwere und versuchtem Aufbruch zu neuen Ufern wird der Protagonist von einem Extrem ins nächste gerissen, und doch schaffen es die feinen Melodien immer wieder nach vorne, übernimmt die schrammelnde Gitarre im richtigen Moment. In „Pin“ geht das Herz über, sprengt Ketten und sucht bewusst Abenteuer, nachdem diese im anfänglich fragilen, danach forschen „Coma“ zunächst Träume geblieben waren – ein Ohrwurm allererster Güteklasse. Schließlicht geht „Summer Song“ lustig und bestimmt nach vorne. Das Hier und Jetzt, so das Resümee, kann doch schön sein.

Teils geht der Stoff sofort ins Ohr, teils braucht er ein wenig, doch nach zwei bis drei Durchläufen ist man auch dieser Blaudzun-Platte verfallen. Der Pop-Magier vermeidet einmal mehr Vorhersehbarkeit mit wachsender Begeistung und schreibt gleichzeitig Songs, die nicht mehr aus dem Ohr gehen. Gerade die immer wieder greifbare Melancholie, vor allem in der ersten Albumhälfte, gibt „Latter Days“ ordentlich Spannung mit auf den Weg und wird mit späteren Hooks doppelt und dreifach schön, geradezu begeisternd. Einmal mehr schreibt Blaudzun kleine Songperlen, denen man sich nicht entziehen kann – hoffentlich demnächst auch außerhalb seiner Heimat.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.10.2024
Erhältlich über: popup-records / Labeltje Labeltje (Membran)

Website: blaudzun.com
Facebook: www.facebook.com/blaudzun