Bikelane – Surrogate Activities

Bikelane
(c) Sigrun Lykke Heining

Obwohl sie erst seit knapp drei Jahren unterwegs sind, konnten sich Bikelane in ihrer norwegischen Heimat bereits einen Namen machen. Der erfrischende Mix aus Indie und Alternative Rock wagt sich auf eine kleine Zeitreise durch die letzten drei bis vier Jahrzehnte Gitarrenrock und ist mit seiner Suche nach dem Sinn in einer zunehmend entfremdeten, beklemmenden modernen Welt doch felsenfest im Hier und Jetzt verankert. Ihr erstes Album „Surrogate Activities“ thematisiert dies konsequent, begleitet von knackigen und bewusst unbequemen Mini-Hits.

Einer davon ist der sonnige und doch bissige Vorbote „It Is What It Is“, dem etwas Schelmisches anhaftet. Ein schiefer Grinser her, beinahe sommerliche Töne da, dazu etwas Tanzbarkeit als Krönung – dass es hier um verzweifelte Resignation geht, muss man dazusagen. Das geht aber in Ordnung und macht sogar richtig viel Spaß. Auch das folgende „Toes“ mag es gerne ungewöhnlich, schleicht sich vorsichtig an und packt doch beherzt zu. Von der ersten Sekunde an wird wohliger Missmut greifbar gemacht, zeigt den Mittelfinger und lässt doch ein fantastisches Riff vom Stapel. Der fieberhaft geschrammelte Chorus schlägt dem Indie-Fass den Boden aus.

„Squeeze“ ist ebenfalls stark, wobei die erste monumentale Wand täuscht. Dahinter versteckt sich nämlich eine feine Portion Melancholie, die sich mit einer unglücklichen Liebe und dem womöglich vergeblichen Warten auseinandersetzt. Zwischen großem Klagelied und kleinen Momenten ruppiger Schönheit entsteht ein Riesensong. Deutlich direkter geht es „Stick It“ zu. Der Track schrammelt sich in versiegelte Herzen und bemüht hinterher eine Art Mini-Boogie voller kleiner Verrenkungen, die in ihrer Kuriosität Freude bereits. Das beiläufig servierte „Mid20z“ mit Slacker-Charme geht ebenfalls gut los, wird immer größer und verläuft sich doch in der eigenen Perspektivlosigkeit, die „Juveniles“ mit Wehmut an eine verlorene Jugend konfrontiert.

Bikelane ringen um Fassung und kleiden die Schwere des Seins, der Vergangenheit, Gegenwart und brüchigen Zukunft in hymnische bis ruppige Tracks, die sich intensiv mit dem Indie- und Alternative-Erber der 90er und 00er Jahre auseinandersetzen. Knackige Riffs hier, noisige Einschübe da, ganz viel Pop und Tanzbarkeit und Antithese zwischendrin – diese Mischung geht auf. „Surrogate Activities“ hat aber nicht nur kleine Ohrwürmer zu bieten, sondern ebenso aufwühlende, pointierte Texte, die mit dem Status Quo ringen. In etwas über einer halben Stunde kotzen sich die Norweger aus und suchen doch nach einem zarten Hoffnungsschimmer, der meist ausbleibt. Bei diesem hohen Niveau glaubt man kaum, dass das hier tatsächlich ein Debütalbum ist.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.10.2024
Erhältlich über: Banditt Media

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