Herrenmagazin – Sippenhaft

Herrenmagazin

Seit zehn Jahren schwimmen Herrenmagazin in der durchaus weiten deutschsprachigen Indie-Rock-Welt mit, warten aber nach wie vor auf den großen Wurf. Sie sind Söhne prominenter Eltern, beackern die Bühnen des Landes und spüren langsam den eigenen Wechsel in die Elterngenerationen. ‚Druck‘ ist somit ein Schlagwort für den Nachfolger von „Das Ergebnis wäre Stille“; Druck, den man sich selbst macht; Druck, der „Sippenhaft“ zu einer weiteren starken Platte reifen lässt.

Zu hören oder gar zu spüren ist davon nur selten etwas. Der Titeltrack „Sippenhaft“ philosophiert über das stetig begleitende Familienkonstrukt, das sich, mit etwas Fatalismus, auf das druckvolle Geschehen umlegen lässt, letztlich aber zu weit gegriffen wäre: Herrenmagazin klingt so stark wie immer, machen dabei aber zu keiner Zeit Dienst nach Vorschrift. Neben eben jenem balladesken Song überraschen dieses Mal die ruhigen Tracks; allen voran „Käferlicht“ mit seinen sich immer wieder entladenden Drums und dem Zeitlupenmarsch sowie das schmeichelnde, leicht verschmitzte „Ehrenwort“.

Die Überflieger findet man aber anderswo, beispielsweise im MOR-Track „Gärten“, der sich gleich mehrfach entlädt, auf beherzte Poppigkeit setzt und von seinen flirrenden Gitarren beinahe zerfleischt wird. „Zwischen den Tätern“ täuscht mit seiner verzerrten Gitarre für wenige Momente, geht dann aber gewohnt souverän und eingängig nach vorne, erinnert stellenweise ein wenig an Tele. Die Krönung geschieht letztlich durch „Halbes Herz“ mit einem Hauch von Post Punk in den Strophen und Breitwand-Chorus zwischen Gefühlsduselei und Explosivität.

Letztlich lässt sich das Geschehen auf eine simple aber effektive Formel reduzieren: Wer die bisherigen Herrenmagazin-Alben mochte, wird auch „Sippenhaft“ lieben, und das verdientermaßen. Vielleicht einen Hauch ruhiger und geordneter im Aufbau, dennoch herrlich brodelnd im tiefsten Innersten – die Formel ist zu gewissen Teilen vertraut, das Songmaterial eine wunderbare Pop-Halbweisheit, der Generationsübergang nicht zu spüren. So schön singt auf Deutsch aktuell kaum eine zweite Band.

Herrenmagazin - Sippenhaft

Sippenhaft
VÖ: 07.08.2015
Grand Hotel van Cleef (Indigo)

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