The Sexy Drugs – Reckless Memories

Alte, rockende Bekannte melden sich lautstark wieder: Tatsächlich liegt das dritte und bis jetzt letzte Album von The Sexy Drugs 15 Jahre zurück. Untätig war man aber keinesfalls – es gab Konzerte, ein paar Kleinformate und Umbesetzungen. 2017 wurde sogar eine komplett neue Platte aufgenommen, die laut Band ‚dem ungeübten Toningenieur zum Opfer fiel‘ und bis heute keinen Release erfuhr. Das seit 2019 zum Quartett erweiterte, dann jedoch erst einmal ausgebremste Line-up widmet sich nun – und endlich – den Hochs und Tiefs des Lebens. „Reckless Memories“ handelt von alten Gefühlen, neuen Problemen und verpassten Chancen.
Musikalisch besinnt man sich jedoch auf alte Stärken und serviert bevorzugt angepunkten Rock aus der Garage mit skandinavischer Intensität. „My Leatherjacket Smells Like A Gun“ ist nicht nur reich an Silben, sondern bringt mindestens so viel Spielfreude mit. Der straighte, dreckige Rocker nimmt Turbonegro und den Black Rebel Motorcycle Club mit, herrlich lässig und abgehangen. In unter drei Minuten bringen The Sexy Drugs ihre Qualitäten auf den Punkt – oder doch nicht? Im Titelsong „Reckless Memories“ wird es eine Spur gemächlicher, ohne die angepunkte Dringlichkeit zu verlieren, von einem bunten Strauß an Melodien begleitet – es kann manchmal so einfach sein.
Der Elan des Openers „There’s A Record Playin‘ (All Night Long)“ macht ebenfalls Laune, lädt Dinosaur Jr. und The Hellacopters zu einer Art imaginären Jam-Session ein. Diese fieberhaften und doch betont lässigen Eckpfeiler begleiten den Track, der ohne Umwege ins Ohr geht und einen Melodieteppich ausrollt. Davon kann in „Pools Of Blood“ keine Rede sein, regiert hier doch Garage Punk in gewohnt bestechender Form – gerne mal flott und unnachgiebig, jedoch mit diesen kleinen Widerhäkchen ausgestattet. Ein willkommener Bonus findet sich am Albumende: „Got It“ und „One More Chance“ vom allerersten Album „Saturday Chance“ wurden erneut aufgenommen und strahlen immer noch hell.
Mit dieser halben Stunde legen The Sexy Drugs einen kleinen Siegeszug hin, ein mehr als gelungenes Comeback auf Albumlänge. Und das ohne große Revolution oder Überraschung: Es wird gerockt, schnörkellos und doch packend. Die Hooks sitzen weiterhin, die Riffs ebenso, zudem das Spiel mit schweitreibenden Tracks und melodischeren Exkursen aus der Rock-Garage. „Reckless Memories“ macht seine Sache richtig gut, spielt sich in einen kleinen Rausch und ist doch in jedem Moment herrlich bekömmlich. Das hier ist großes Kino auf grundsympathische Weise.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.06.2025
Erhältlich über: Barhill Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/thesexydrugs