gas station. – A Collection Of Songs For Saying Goodbye

Ist das hier schon wieder eine neue Emo-Welle? Wenn ja, gehören gas station. dazu? Obwohl der Klang des Trios aus Buffalo gerne in emotional aufgeladene Gefilde vordringt und dabei durchaus Heavyness mitbringen kann, stellen sie sich musikalisch bevorzugt vielseitig auf. Und auch thematisch muss man etwas genauer hinsehen bzw. hinhören. „A Collection Of Songs For Saying Goodbye“ ist nicht etwa eine Sammlung trauriger Lieder, sondern befasst sich mit der schweren, geradezu erdrückenden Stille nach einem Ende oder Abschied, wenn sich alles verändert und doch die Worte fehlen.
Um Worte ist das US-Trio nie verlegen, um musikalische Überraschungsmomente erst recht nicht. So rollt der Opener „Perfect Crime Sequel“ nur langsam an, bemüht sich um brodelndes Understatement und lässt die Vocals sogar gelegentlich ins Falsett wechseln. Erst nach fast zwei Minuten setzen die weiteren Instrumente ein, so laut und kratzig wie möglich – das perfekte Kontrastprogramm. Danach serviert „Fallen Leaves“ quengelige, unbequeme Gitarren mit Math-Schlagseite, deutlich mehr Emo-Drive und tatsächlich so etwas wie einer Hook. Aus dem störrischen Aufbau schält sich fast eine Art Mini-Hit heraus, der sich einbrennt.
Auch „What Gives?“ bleibt hängen, wenngleich auf ganz andere Weise. Hier fallen gas station. erst einmal mit der Tür ins Haus, legen forsch und bestimmt los, nur um im Chorus eine der besten Melodien des gesamten Albums aus dem Ärmel zu schütteln. Das Arrangement bleibt dennoch leicht unbequem. Dieses Kunststück gelingt auch „Scattered Sand On Pavement“, das langsam und bestimmt anrollt und aus dem bewusst roh gehaltenen Dickicht den nächsten eingängigen Moment herauslöst. Spannend ist zudem der finale Doppelschlag. Erst sprengt „Goodbyes“ als Fünfminüter ein wenig den Rahmen, bemüht Midtempo-Schwere und überrascht hinten raus mit einer Trompete. Der akustische Rausschmeißer „Cat Song“ zeigt zudem eine komplett andere Seite der Band, die Lust auf mehr macht.
Nach etwas über einer halben Stunde ist diese Platte schon wieder durch und hinterlässt erst einmal mit gemischten Gefühlen. Nicht etwa, weil irgendetwas hieran schlecht wäre, sondern weil die Wellen an gerne widersprüchen Emotionen, an räumlicher Leere und mitreißenden musikalischen Elementen, roh und eindringlich, im richtigen Moment einfühlsam, nicht loslassen. Auf diese Weise gelingt die Mission, das Nichts nach einem Ende in Text und Ton auf das Wesentliche zu reduzieren. „A Collection Of Songs For Saying Goodbye“ findet immer wieder zu seinen elementaren Beobachtungen, zieht Emo als eine Art kreatives Sprungbrett heran und beweist in jeder Lebenslage ein Händchen für starkes Songwriting. gas station. legen famos los.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.08.2025
Erhältlich über: We’re Trying Records
Instagram: www.instagram.com/gasstation.music
