Jona:S – Grau

Jona:S

Deutsch-Rap ist nicht alles, wie Jona:S zeigen. Die reinen HipHop-Zeiten haben die Giessener längst abgelegt und zocken mittlerweile in breiter Bandbesetzung elektronisch versetzte Popmusik mit lyrischen Überbleibsel der Vergangenheit. Wer sich dabei an eine Synthie-geschwängerte Alternative zu Clueso erinnert fühlt, liegt alles andere als falsch. Ihre neue EP „Grau“ verknüpft Alltagstexte mit popkulturellen Querverweisen, bietet vier neue Songs und zwei Remixe, die digital überall und auf Platte über die offizielle Homepage erhältlich sind.

Der Titeltrack lebt von Farbenspielereien, die man natürlich vornehmlich politisch und vor allem regierungskritisch interpretieren kann, wenn man das denn möchte. Hat allerdings bei „Was es ist“ von Mia. auch nicht funktioniert. Viel interessanter ist das mächtig groovende Arrangement mit einprägsamer Melodie und dominantem Piano – Norman Sinn und Ryo lassen grüßen. Zur absoluten Hochform läuft Frontmann Jonas Schubert allerdings im bissig-fatalistischen „Allein, zu zweit, zu dritt…“, Gitarren-Einsatz inklusive. Aber auch das nachdenkliche, entfernt an Dennis Lisk erinnernde „Einsatz“ und der Uptempo-Electro-Popper „Geh nicht“ sind – musikalisch wie textlich – absolut vom Feinsten.

Abgerundet wird die EP durch eine basslastige Neubearbeitung von „Grau“ und das fiese Electrobrett „Mehr, mehr“, courtesy of Raffi Balboa – stark verzerrt, druckvoll inszeniert, nimmersatt betextet. Jona:S machen mit ihrer EP absolut Laune, wirken wie die deutlich bunteren Nachbarn von Clueso. Textlich ist man ebenso vorne mit dabei, das Songwriting an sich ist überaus stimmig und die Mischung aus Elektronik und Bandsound passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. „Grau“ ist von vorne bis hinten stimmig und lässt auf ein dazugehöriges Album in naher Zukunft hoffen.

4,5/5
VÖ: 17.06.2011
regioactive.de (Cargo Records)

Grau @ musicload | @ Amazon kaufen

Jona:S @ Home | @ Myspace