Wolves Like Us – Late Love

Wolves Like Us

Die norwegische Welle an fantastischen neuen Talenten hat Deutschland nun voll und ganz erfasst. Nach so großartigen Bands wie Kvelertak, Haust und Okkultokrati, tauchen nun Wolves Like Us auf. Auch wenn es sich bei „Late Love“ um ihr Debütalbum handelt, sind die vier Bandmitglieder keine Unbekannten – Ex-Musiker von Amulet, JR Ewing, Infidels Forever und Silver sind hier am Start. Dazu ist das Drumherum höchst professionell: Produziert von Ruben Willem (Haust, Okkultokrati), gemischt von Dave Collins (Soundgarden, Jane’s Addiction). Noch Fragen?

Nach der musikalischen Ausrichtung, wenn’s beliebt? Hot Water Music treffen auf Drives Like Jehu im weitesten Sinne, also mächtiger Post-Hardcore und intensiver Screamo mit knackiger Alternative Rock-Schlagseite. Den Takt geben die bereits im vergangenen Jahr auf einer 7″ veröffentlichten Tracks „Burns Like A Paper Rose“ und „Deathless“ vor. Peitschende Drums, weitestgehend Midtempo-Bereich mit steter Ausbruchsgefahr und kehlige Vocals lassen immer wieder ordentliche Melodien zu und leben für diesen einen, überlebensgroßen Moment, der von wuchtigen Gitarrenwänden und maximaler Eingängigkeit geprägt ist, der die alten Helden und die ehemaligen Bands einmal mehr auferstehen lässt.

Huldigung par excellance gibt es in Form von „My Enemy“, im Original von den geistigen Vätern Afghan Whigs. Der Clou dabei: Nicht nur, dass das Wolves Like Us-Cover unheimlich erfrischend wirkt, es passt sich auch perfekt in den Albumkontext ein, passt wie Arsch auf Eimer. Klar, wer potentielle Genre-Hits wie das sympathisch verkopfte „Secret Handshakes“ und das sich selbst zersetzende „Gone To Dust“ am Start hat, kann locker eimern. Oder bechern – je nachdem. Wenn schließlich der Rausschmeißer „To Whore With Foreign Gods“ gar ausladende Dimensionen annimmt, in seinen acht Minuten psychedelische Jam-Parts und eine deutliche Deftones-Hommage aneinander reiht, muss man sich zwangsläufig vor der Genialität der Norweger verneigen.

„Late Love“ ist wie ein einziger, überdimensionaler Holzprügel, mit dem der Urzeitmensch sein Weibchen K.O. schlägt, in die Höhle zieht und nach allen Regeln der Kunst… die Lottozahlen vorliest, selbstverständlich. Screamo / Post-Hardcore par excellance, ein Hauch Bärbeißigkeit und extrem geniale Melodien zur richtigen Zeit bilden ein wilden Norske-Reigen mit dem obligatorisch punkigen Hang zur Selbstzerstörung. Definitiv eines der stärksten Debüts des Jahres, problemlos mit dem Kvelertak’schen Urschrei vom vergangenen Jahr vergleichbar.

VÖ: 24.06.2011
Prosthetic Records (Soulfood Music)

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