Toy – Join The Dots

Toy

Toy verstehen sich seit ihrer Gründung in London 2010 als Live-Band. Das britische Quintett spielt eine Bewusstseins erweiterende Mischung aus Psychedelia, ein wenig Kraut und unwiderstehlichem Pop, versteckt hinter musikalischem Dickicht. Nach der Veröffentlichung ihres eponymen Debüts, für das sie eigens ihre Lichtanlage ins Studio brachten, um eine Live-Situation zu erzeugen, ging es auf mehrere ausgedehnte Tourneen, bei denen man bevorzugt vor vernebeltem Publikum spielte. Der Plan, jedes Jahr neue Musik zu veröffentlichen, glückt gerade so, denn der Nikolaus hat 2013 „Join The Dots“ im Sack.

Der Überraschungseffekt bleibt dieses Mal zwar aus, dafür findet man sich bei dieser zweiten Platte deutlich schneller zu recht, auch wenn die Briten alles versuchen, um dies zu vereiteln. Eröffnet wird das Album mit dem sieben Minuten langen Instrumental „Constructor“, das die mechanischen Krautrock-Visionen von Kraftwerk, als diese am Scheidepunkt zur elektronischen Pionierarbeit standen, mit den Psychedelic Furs kreuzen. Großer Bruder dieser wilden Jagd ist der Titeltrack „Join The Dots“, zwar mit einigen wenigen Vocals ausgestattet, im Gegensatz zur Video-Version jedoch auf stattliche acht Minuten aufgeblasen. Der Maschinenmensch trifft in diesem Fall auf schwer greifbare Noise-Wände, Feedback-Schleifen und Tom Dougalls warmen, lakonischen Gesang – eine Mischung, die bereits das Debüt zu einer kleinen Offenbarung machte.

Auffällig ist, dass die eingängigeren Nummern dieses Mal anders aufgebaut worden sind. Wo Songs wie „Lose My Way“ und „My Heart Skips A Beat“ trotz Synthi-Einsatz von Feedback zerbissen wurden, steht nun die feinsinnige, elektronische Harmonie viel weiter vorn, getragen von einer stoisch agierenden Rhythmusabteilung und Prä-Britpop-Habitus. So erinnert die Melodie von „Left To Wander“ entfernt an den Strokes-Song „12:51“, während „As We Turn“ Sub-Pop-Indie auf einen Hauch Divine Comedy und schrubbenden Bass treffen lässt. Nebenher gibt es aber auch Tracks wie „Endlessly“, die das dezent kaputte Auftreten des Debüts beibehalten haben, auch wenn der Wall of Sound erst spät einsetzt.

Unterm Strich wirkt „Join The Dots“ also eine Spur geordneter, direkter als sein Vorgänger, was vor allem am stärkeren Fokus auf die Rhythmusabteilung und traditionell herausgearbeitete Melodien liegt. Natürlich hüllen Toy diese kleine Evolution nach wie vor in psychedelische Gewänder, lassen ihre Kraut-Ausflüge funktionialer aufgestellt wirken und vergessen keineswegs auf kratzige Gitarrenwände. Vielleicht lässt sich dieser feine Schritt am besten im abschließenden Opus „Fall Out Of Love“ zusammenfassen, das zehn Minuten lang von Pop über Psychedelia hin zu Kraut, Indie und Noise wandert, eine einzige große Reise ohne Rückfahrschein darstellt; ein Sturm, der jedes Wasserglas zerspringen lässt.

Toy - Join The Dots

Join The Dots
VÖ: 06.12.2013
Heavenly Recordings / [PIAS] Recordings (Rough Trade)

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