The Dead Weather – Horehound

(c) David Swanson

Jack White ist ein Workaholic. Mit The White Stripes hat er den Minimalismus wieder populär gemacht, mit The Raconteurs die Einsamen getröstet. Kaum zurück von einer weiteren Tour, erscheint das Debütalbum seines neuen Projektes The Dead Weather über das eigene Label Third Man Records. White kümmert sich um Schlagzeug und Vocals, Leadsängerin ist Alison Mosshart (The Kills). Unterstützt wird das stimmgewaltige Duo von Bassist Jack Lawrence (The Raconteurs) und Gitarrist Dead Fertita (Queens Of The Stone Age). All diese verschiedenen Bands und Sounds hört man „Horehound“ auch an.

Den größten Charme offenbart aber nicht etwa die bezaubernde Alison Mosshart, sondern eine dreckige LoFi-Produktion alter Schule, die dem räudigen, kratzbürstigen Bluesrock der drei Herren mit Dame bestens entgegenkommt. „Hang You From The Heavens“ ist eine durchaus ungewöhnliche Singlewahl, wobei – wenn man ehrlich ist, eignet sich hier kein Song als Auskopplung. Zu eng heften die elf Cuts aneinander, zu ausladend komplex sind sie. Fertitas Gitarre wird bis zum Anschlag gequält, klingt wie ein Synthesizer. Auch bei der neuen Auskopplung „Treat Me Like Your Mother“ winden sich die Herrschaften wie Aale. Mosshart und White im Duett zu einer Art verbluestem „Icky Thump“-Verschnitt – ein verdammter Hit der anderen Art.

Es ist aber auch Platz für Coolness. „I Cut Like A Buffalo“ fängt wie ein Reggae-Track, stürzt sich aber kurz darauf in den Orgel-Hades, der eigentlich für „In-A-Gadda-Da-Vida“ vorbehalten sein sollte. Derlei psychedelischer Wahnwitz findet sich immer wieder, unter anderem auf „Bone House“ (woher nimmt Fertita diese sympathisch abstoßenden Effekte?). Geradlinige Rocksongs wie „Rocking Horse“ – hier ist endlich Lawrences Präsenz wahrnehmbar – bilden die Ausnahme, dienen eher zur Auflockerung. „No Hassle Night“ ist typisch für dieses Album – scheinbar elektronisch, durch den Pedalwolf gedreht, arschcool und kratzbürstig. Die sechsminütige Ballade „Will There Be Enough Water?“ wirkt beinahe wie ein Fremdkörper, schlachtet den LoFi-Wahn nochmals exzessiv aus.

„Horehound“ ist seinem Namen entsprechend ein verdammt räudiges Biest. Mit DIY-Attitüde und einer Zelebrierung des kratzbürstigen, unterproduzierten Blues liefern The Dead Weather einen Überraschungshit ab. Ihr Debüt entspricht den verschiedenen Einflüssen der Hauptbands (Garage Rock, düstere Elektronik, die Wüste), ergibt in seiner Zusammenstellung aber einen unverkennbaren, rauen Sound, der die Sonne verdunkelt. Eerie, haunting, gutwrenching – selten war Beklemmtheit so befreiend.

VÖ: 10.07.2009
Third Man Records / Columbia Records (Sony Music)
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