Pitbull – Rebelution
Immer cool, immer mit Hemd oder sogar Smoking und immer mit stylischer Sonnenbrille: das ist Mr. 305 – Mister Miami: Mister Pitbull. Und er hat auch allen Grund dazu diese Coolness an den Tag zu legen, schließlich gelang dem Rapper mit „I Know You Want Me (Calle Ocho)“ gerade einer der internationalen Sommer-Hits des Jahres.
Kein Wunder, schließlich fällt Pitbull bereits seit 2004 mit diversen Features zum Beispiel bei Lil Jon und Daddy Yankee auf und veröffentlichte bald bereits eigene Club-Erfolge. Vor allem „Culo“ und „Shake“ (feat. Ying Yang Twins) wurden in den Staaten zum Erfolg. 2008 startete er sein Come Back mit dem Album „The Boatlift“ und nun folgt mit „Rebelution“ Album Nummer Fünf, das einen deutlich weiterentwickelten und eigenständigen Pitbull präsentiert.
„Strong language – Sexual content“ steht als Warnung auf dem Cover der neuen CD. Okay, wer Pitbulls Musik nur ein wenig kennt, den wird das nicht wirklich überraschen. Aber die Art und Weise in welcher der 28-Jährige über seine beiden Lieblingsthemen Frauen („Girls“) und Geld („Juice Box“) rappt kommt so locker und charismatisch rüber, dass sogar Kritiker solcher prolligen Texte weich werden und über die Inhalt hinwegsehen. Pitbull hat einfach einen unglaublichen Flow entwickelt und dazu sehr früh den Trend gewittert, dass Dance-Beats und HipHop-Sounds sehr gut zueinander passen. Nachdem seine Tracks schon immer sehr cluborientiert waren, kreuzte er mit „The Anthem“ erstmals einen Dance-Klassiker („Calabria“) mit urbanen Black-Sounds. In den USA folgte mit „Move Shake Drop“ ein Remake des Benassi Klassikers „Satisfaction“. Spätestens jetzt ahnte Perez wohl: Da geht noch mehr!
Das neue Album „Rebelution“ enthält daher reichlich Kreuzungen der beiden Musik-Stile, auch wenn kein Song so danclastig ist wie „I Know You Want Me (Calle Ocho)“. Hier hatte Pitbull über die House-Bombe „75, Brazil Street“ von Nikola Fasano in paar Zeilen gerappt. Auch die anderen beiden Singles aus der neuen LP, nämlich „Krazy“ und das aktuelle „Hotel Room Service“ enthalten Samples aus bekannten Dance-Stücken. Wer jetzt aber befürchtet, dass Pitbull sich nur noch am Plattenkasten des DJs aus dem Club um die Ecke bedient, den kann man beruhigen: Mit den erwähnten Titeln ist auch schon Schluss mit der Sample-Klauerei. Aber noch lange nicht mit den elektronischen Beats! Gerade das äußerst eingängige „Shut It Down“ fällt sehr dance-lastig aus und könnte alleine durch das Feature mit Akon gut ankommen. Schließlich steht dieser gerade mit Superstar David Guetta und dem Electro-Song „Sexy Bitch“ international in den Top 10. Der vierte Single-Hit aus „Rebelution“ steht damit quasi schon fest. Aber auch „Girls“ kommt im klassischen, stampfenden Vier-Viertel-Takt, wenn auch mit reichlich sexy Rap-Attitude und typischen HipHop-Elementen.
„Rebelution“ ist aber viel mehr als ein Album, das radikal einem aktuellen Trend hinterher jagt. Mit „Give Them What They Ask For“, “Juice Box” und „Full Of S**t“ gibt es beinahe klassische Pitbull-HipHop-Songs. Und Feature-Gast B.O.B. präsentiert bei “Across The World” einen wunderschönen Pop-Refrain, während im Hintergrund ein massiv tiefer Bass die Boxen brutal zum wummern bringt. Vor allem auf der guten Auto-Anlage ein Highlight!
Auch „Daddy’s Little Girl“ mit Slim von 112 ist eher ruhig gehalten und sehr melodisch. „Call Of The Wild“ hat dagegen ordentlich Power und klingt wie ein ganzes Rudel Hunde – welche Rasse dürfte klar sein.
„Can’t Stop Me Now“ mit den New Royales wirkt mit seinen E-Gitarren schließlich beinahe wie eine schillernde Rock-Hymne. Auch der Album-Opener „Triumph“ (feat Avery Storm) klingt durch die Trompeten-Fanfaren und Drums sehr echt und nach einem idealen Song für eine Live-Performance.
Wie man merkt: Pitbull überrascht gerade im Vergleich zum Vorgänger „The Boatlift“ mit einem sehr abwechslungsreichen Album. Der Rapper setzt dabei zwar Trends, bleibt sich und seinen Wurzeln aber treu. Fazit: „Rebelution“ ist mindestens so gut bestückt wie Mr Pitbull selbst – zumindest, wenn man seinem Ego Glauben schenkt. Daher kommt man auch erst gar nicht in Versuchung einen Song zu überspringen. Der nach der Vorwahl von Miami ernannte „Mr. 305“ mag also mit einem nur halbwegs eigenen Stück an die Spitze der internationalen charts gekommen sein, hat aber mit „Rebelution“ genug Munition auf Lager, um auch den letzten Kritiker von seinem Können zu überzeugen. Und dabei bleibt er – wie könnte es anders sein – immer schön cool.
VÖ: 28.08.2009
J Records (Sony/BMG)
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