Shakira – She Wolf
Shakira ist zurück und bringt vier Jahre nach „Oral Fixation Vol. 2“ ihr drittes englischsprachiges Album auf dem Markt. Benannt ist das Werk nach ihrer animalischen Leadsingle „She Wolf“, die musikalisch mit einigen Überraschungen aufwartet. Latin Pop-Rock war gestern, die neue Shakira verspricht Electropop-Sound im Nu-Disco Stil und bewegt sich damit auf derzeit schwer angesagtem Terrain.
Für viele Künstler stellt sich irgendwann die Frage, ob man seinem Stil, der wohlmöglich schon viele Jahre erfolgreich funktioniert, treu bleibt, oder einen unsicheren Schritt in eine neue Richtung wagt. Shakira hat sich entschieden. Für den neuen Weg. Für „She Wolf“. Ein Song, der mit Shakiras bisherigen Veröffentlichungen nicht viel zu tun hat. Ein Song, der sich in die derzeitige Electropop-Manie einreiht und doch völlig anders als alles andere aus den Charts klingt.
Da wären zum einen die verzerrten Vocoder-Strecken, die neben dem Intro, auch den Song immer mal wieder schmücken. Oder aber die schnellen und durchaus ansprechenden Strophen, die Shakiras unverkennbare Stimme zum Vorschein bringen, aber textlich in das ein oder andere Deaster stürzen („I’m starting to feel just a little abused, like a coffee machine in an office“). Da wäre die funkige Bassline im Refrain oder der in die Höhe schweifende Gesang, der durchaus seinen Weg in den Gehörgang findet. Da wäre aber auch grotesk albernes Wolfs-Geheul und überzogenes Keuchen, Hecheln und Stöhnen. „She Wolf“ soll gezwungen sexy sein, überzieht jedoch maßlos in jede Richtung – auch beim Video. Der natürliche Sexappeal früherer Videos musste slapstickhafter Selbstinszenierung weichen. Doch „She Wolf“ versteht sich nicht als Satire. Leider.
Was bleibt nun also von Shakiras neuem Song? Vielleicht ist es die Erkenntnis, dass hier ein zweifelsfrei interessanter Track entstanden ist, der sich bewusst von der Masse abzuheben weiß. Doch wahrscheinlicher ist die bleibende Enttäuschung, geschuldet vor allem dadurch, dass hier jede x-beliebige Sängerin am Werk hätte sein können. Denn am Ende schaut man auf eine verstörte musikalische Beziehung zu einer Interpretin, die in diesem Jahr nur noch wenig von ihrer gewohnten Qualität mitbringt.
2,5/5 | Single-CD | 04.09.2009
Sony Music