Blumentopf – Wir

Blumentopf sind volljährig – 18 Jahre Wortakrobatik vom Feinsten gilt es zu feiern, passend zur beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft, die die Rap-Floristen bereits vor vier Jahren verbal begleiten durfen. „Wir“ heißt die neue Platte und klingt nach Einheit, nach etwas Zusammengewachsenen. Weg von Samples, hin zum Live-Sound.

Die selbsternannten „Nerds“ tanken sich durch herrlich haarsträubende Wortspiele und Allegorien der siebten Art. Star Trek wird zur Religion, huldigen das Chaos als komplexe Ordnung. Rein musikalisch haben die Töpfe die Gitarre für sich entdeckt, beziehen sich nach eigener Aussage auf die Crossover-Anfänge rund um Run-DMC. DJ Sepalot bleibt dafür mehr Zeit für feiste Scratches, wodurch – angefangen beim druckvollen Opener „SystemFuck“ – ein gewisses Old-School-Flair aufkommt.

Beachtlicherweise ist die Ausfallrate bei 52 Minuten ohne jedwede nervigen Skits sehr gering. Gerade einmal „Sie tanzt die Nächte durch“ hätte nicht sein müssen, steht aber am Abschluss des „Wir“-Gefühls und kann damit locker übersprungen werden. Ob das Gegensatz-Abfeiern in „Mein Dein“ oder der pumpende, verhinderte Party-Track „SoLaLa“ – Top-Platte. Blumentopf klingen 2010 deutlich organischer und homogener, ohne dabei auf textlicher Ebene auch nur annähernd nachzulassen. Eines der bislang besten deutschsprachigen HipHop-Alben des Jahres.

VÖ: 04.06.2010
Virgin Records (EMI Music)
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